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Interprofessionelle Zusammenarbeit und patientenberichtete Endpunkte in der stationären Gesundheitsversorgung: ein systematisches Review
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Veröffentlicht: | 30. August 2022 |
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Hintergrund/Fragestellung: Interprofessionelle Zusammenarbeit wird derzeit als Gold-Standard in der Gesundheitsversorgung, insbesondere von chronisch Erkrankten und Personen in kritischem Gesundheitszustand, angesehen. Aussagekräftige empirische Belege fehlen jedoch bislang [1], [2]. Ziel dieses systematischen Reviews ist es, den Effekt interprofessioneller Zusammenarbeit (IPC) auf patientenberichtete Endpunkte (PROs) in der stationären Gesundheitsversorgung zu evaluieren.
Methoden: Studien, die den Effekt von IPC auf PROs untersuchen und bis April 2021 erschienen sind, wurden in einer systematischen Literatursuche elektronischer Datenbanken (PubMed, Web of Science/Social Science Citation Index, CENTRAL (Cochrane Library), Current Contents (LIVIVO), CINAHL und EMBASE) sowie einer Handsuche und Expertenkontakt identifiziert. Das Verzerrungspotential wurde mit dem Cochrane RoB 2-tool, ROBINS-I und der EPOC-Checkliste evaluiert. Die Ergebnisse wurden thematisch gruppiert und narrativ dargestellt.
Ergebnisse: Insgesamt konnten 22 Studien (16 randomisierte kontrollierte Studien, 5 kontrollierte Studien und ein kontrollierter Vorher-Nachher-Vergleich) eingeschlossen werden. Lediglich drei Studien weisen ein niedriges, die Verbleibenden ein „hohes“ bzw. „kritisches“ Verzerrungspotential auf. In den eingeschlossenen Studien werden insgesamt 59 Fragebögen zur Erfassung von neun Endpunkten verwendet: Lebensqualität, Coping, Funktionelle Fähigkeiten, Psychiatrische Gesundheit, Schmerz, Fähigkeit zur Organisation der eigenen Gesundheitsversorgung, Behandlungserfolg, Zufriedenheit und Therapeutische Beziehung. Die Ergebnisse zeigen eine Tendenz in Richtung eines positiven Effekts von IPC auf PROs. Allerdings ist die Schätzunsicherheit der Effekte erheblich und die Einschränkungen hinsichtlich interner Validität sowie klinischer Heterogenität der inkludierten Primärstudien verhindern generalisierbare Schlussfolgerungen.
Schlussfolgerung: Im Rahmen einer bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung scheint es unerlässlich, Präferenzen und Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten zu berücksichtigen. Aufgrund hoher klinischer Heterogenität und hohem Verzerrungspotential kann die Frage nach der Effektivität von IPC auf PROs jedoch nicht eindeutig beantwortet werden. Für die Beantwortung der Forschungsfrage bedarf es mehr Studien mit methodisch adäquatem Design.
Interessenkonflikte: Die Autorinnen und Autoren geben keine Interessenskonflikte an.
Literatur
- 1.
- Pannick S, Davis R, Ashrafian H, Byrne BE, Beveridge I, Athanasiou T, et al. Effects of Interdisciplinary Team Care Interventions on General Medical Wards: A Systematic Review. JAMA Intern Med. 2015;175:1288-98. DOI: 10.1001/jamainternmed.2015.2421
- 2.
- Reeves S, Pelone F, Harrison R, Goldman J, Zwarenstein M. Interprofessional collaboration to improve professional practice and healthcare outcomes. Cochrane Database Syst Rev. 2017 Jun 22;6(6):CD000072. DOI: 10.1002/14651858.CD000072.pub3