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Hintergrund/Fragestellung: Im Patientenrechtegesetz ist die angemessene Aufklärung im Vorfeld eines medizinischen Eingriffs verankert. Unterstützend werden im Arzt-Patientengespräch Aufklärungsbögen eingesetzt, die wegen hoher Haftungsrisiken stärker auf eine risikozentrierte Aufklärung fokussiert sind und eine informierte Entscheidung bislang zu wenig unterstützen. Im Projekt EvAb-Pilot werden evidenzbasierte Aufklärungsbögen am Beispiel der Operation und Anästhesie für den Kniegelenksersatz entwickelt und mit den Standard-Aufklärungsbögen verglichen. Ziel der vorliegenden Studie ist es, der Einwilligung zugrundeliegende Informations- und Entscheidungsprozesse abzubilden und Barrieren sowie förderliche Faktoren für den Einsatz evidenzbasierter Aufklärungsbögen zu identifizieren.

Methoden: In einer Gelegenheitsstichprobe aus Patient:innen mit geplanter, abgelehnter oder in den letzten 6 Monaten durchgeführter Knietotalendoprothesen-OP sowie einweisenden Hausärzt:innen, Orthopäd:innen und aufklärenden Mediziner:innen wurden teilstrukturierte Telefoninterviews durchgeführt. Hierbei wurden Informationsvermittlung, -bedürfnis und -suche sowie Einflussfaktoren für die Entscheidung im Krankheits- und Behandlungsverlauf aus Sicht von Patient:innen sowie Ärzt:innen thematisiert. Die Auswertung der audioaufgezeichneten und transkribierten Interviews erfolgte mittels strukturierender und zusammenfassender Inhaltsanalyse nach Mayring.

Ergebnisse: Zwischen 11/20 und 07/21 wurden Interviews mit 13 Patient:innen, 3 Hausärzt:innen, 4 Orthopäd:innen und 7 aufklärenden Mediziner:innen durchgeführt. Die vorliegenden Ergebnisse sind ein Teil der gesamten Analyse und bilden explizit Faktoren ab, die Entscheidungen und Informationsbedürfnisse von Patient:innen beeinflussen. Es zeichnet sich ab, dass Eigen- sowie Fremderfahrungen und Vertrauen auf ärztliche Kompetenz wiederkehrende Faktoren im Entscheidungsprozess sind, die das Ausmaß des Informationsbedürfnisses beeinflussen und zur Erwartungshaltung beitragen. Das auf Basis dieser Faktoren konstituierte Maß an Entschlossenheit kann zudem das individuelle Informationsbedürfnis von Patient:innen modulieren.

Schlussfolgerung: Wir erwarten, dass evidenzbasierte Aufklärungsbögen die Patient:innen bei einer informierten Entscheidung unterstützen können. Zugleich deutet sich an, dass ein reduziertes Informationsbedürfnis und eine zum Zeitpunkt der Aufklärung bereits manifestierte Entscheidung Barrierefaktoren für die Implementierung evidenzbasierter Aufklärungsbögen darstellen.

Interessenkonflikte: Es liegen keine Interessenkonflikte vor.