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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Entscheidung für eine OP – wie gut sind Patient:innen informiert und wie leicht fällt die Entscheidung?

Meeting Abstract

  • Barbara Prediger - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland
  • Nadja Könsgen - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland
  • Lena Heinen - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland
  • Anna Schlimbach - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland
  • Simone Hess - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland
  • Susann May - Medizinische Hochschule Brandenburg, Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg (ZVF-BB), Deutschland
  • Dunja Bruch - Medizinische Hochschule Brandenburg, Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg (ZVF-BB), Deutschland
  • Sebastian Liersch - AOK Nordost. Die Gesundheitskasse, Bereich Versorgungsmanagement, Deutschland
  • Stephanie Sehlen - AOK Nordost. Die Gesundheitskasse, Bereich Versorgungsmanagement, Deutschland
  • Dawid Pieper - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland; Medizinische Hochschule Brandenburg, Institut für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung (IVGF), Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmVS-6-02

doi: 10.3205/22ebm043, urn:nbn:de:0183-22ebm0432

Veröffentlicht: 30. August 2022

© 2022 Prediger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Entscheidungen für elektive Operationen fallen vielen Patient:innen schwer und einige bereuen diese im Nachhinein. Das Einholen einer Zweitmeinung vor einem medizinischen Eingriff kann zur Entscheidungsfindung beitragen. Seit 2018 können sich gesetzlich Krankenversicherte zu verschiedenen Indikationen eine Zweitmeinung nach strukturiertem Vorgehen einholen. Ziel der teilstandardisierten Befragung unter Patient:innen, die sich einer elektiven Tonsillektomie/Tonsillotomie (TE/TT), Hysterektomie (HE) oder Schulterarthroskopie (SA) unterzogen haben, war die Untersuchung des Entscheidungsprozesses sowie des Bedarfs an Informationen zum Eingriff und einer Zweitmeinung.

Methoden: Im Oktober wurden n=8.862 Versicherte der AOK Nordost, die eine TE/TT, HE und SA (stationär Q1/18-Q2/20 und TE/TT und SA zusätzlich ambulant Q1/18-Q1/20) erhalten haben, postalisch zur Teilnahme eingeladen. Bei den Indikationen zur TE/TT und HE handelte es sich um eine Vollerhebung, während bei der SA aus Ressourcengründen nur eine Zufallsstichprobe realisiert werden konnte. Im November 2020 wurde ein Reminder verschickt.

Ergebnisse: Insgesamt gingen n=1.633 Antworten (Teilnahmerate 18,4%) ein. Etwa die Hälfte (53,5%) der Teilnehmenden empfand die Entscheidung für die OP als (sehr) leicht und 82,9% als eine (sehr) dringliche Entscheidung. Insgesamt fühlten sich die Teilnehmenden nach dem Gespräch mit dem indikationsstellenden Arzt/der indikationsstellenden Ärztin (sehr) gut aufgeklärt hinsichtlich der Vorteile der OP (78,6%), der Erkrankung (76,4%), Behandlungsalternativen (66,3%) sowie Risiken und Nebenwirkungen der OP (64,6%). Knapp die Hälfte (41,6%) gaben an, dass sie keine weiteren Informationen nach der Indikationsstellung einholten. 29,1% haben eine Zweitmeinung in Anspruch genommen.

Schlussfolgerung: Die Befragten gaben zu einem Großteil an, dass sie sich nach dem Gespräch mit dem indikationsstellenden Arzt/der indikationsstellenden Ärztin gut aufgeklärt fühlten. Umgekehrt haben zwei Drittel weitere Informationen und ein Drittel eine Zweitmeinung eingeholt. Durch die retrospektive Erhebung kann ein Recall Bias nicht ausgeschlossen werden. Über Behandlungsalternativen sowie Risiken und Nebenwirkungen der OP ist eine bessere Aufklärung notwendig. Es werden prospektive Studien benötigt, die den Entscheidungsprozess von Personen vor einer OP betrachten um die relevanten Aspekte in der Entscheidungsfindung herauszustellen.

Interessenkonflikte: Das IFOM der UW/H erhielt im Rahmen einer Projektförderung zum Thema Zweitmeinung Fördergelder von der Medexo GmbH.