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21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13. - 15.02.2020, Basel, Schweiz

Sind Protonenpumpeninhibitoren potentiell inadäquate Medikamente für Ältere? Eine systematische Übersichtsarbeit für das Update der österreichischen PIM-Liste

Meeting Abstract

  • Katharina Lausberger - Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
  • Maximilian Treutner - Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
  • Elisabeth Klager - Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
  • Andreas Sönnichsen - Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich

Nützliche patientenrelevante Forschung. 21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Basel, Schweiz, 13.-15.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20ebmPP9-07

doi: 10.3205/20ebm117, urn:nbn:de:0183-20ebm1173

Veröffentlicht: 12. Februar 2020

© 2020 Lausberger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Steigende Lebenserwartung, chronische Krankheiten, sowie Multimorbidität sind mit vermehrten Medikamentenverordnungen assoziiert. Die daraus resultierende Polypharmazie könnte insbesondere bei älteren Menschen zu vermehrten Medikamenteninteraktionen und ungünstigerem Outcome führen. Aus diesem Grunde werden seit etwa 30 Jahren Listen potentiell inadäquater Medikamente (so genannte PIM-Listen) herausgegeben. Diese beruhen allerdings mehr auf Expertenmeinungen denn auf Studienevidenz. Protonenpumpeninhibitoren (PPI) werden auf der europäischen PIM Liste von 2015 als PIM geführt. Für ein evidenzbasiertes Update der österreichischen PIM-Liste ist es Ziel dieser Studie, durch eine systematische Übersichtsarbeit eine solide, evidenzbasierte Einschätzung von Risiken und Nutzen von PPI in der Behandlung älterer Menschen zu erarbeiten.

Methoden: Wir erstellten eine Forschungsfrage nach PICO-Schema, aus der die Suchbegriffe für die Datenbankrecherche entwickelt wurden. In zwei Reviewdurchgängen mit jeweils zwei unabhängigen Reviewern wurden zunächst auf Titel/Abstract-Ebene und dann auf Volltextebene relevante Studien anhand von vordefinierten Ein- und Ausschlusskriterien ausgewählt. Derzeit werden die Daten extrahiert, aus welchen nach einem Quality Appraisal im Anschluss in Anlehnung an GRADE Empfehlungen zur Einstufung von PPI als PIM abgeleitet werden sollen.

Ergebnisse: Die systematische Datenbanksuche in PubMed, Cochrane Library und EMBASE ergab 1879 Treffer, aus denen 155 Arbeiten aufgrund der Titel/Abstract-Suche als potentiell relevant ausgewählt wurden. Auf Basis der Volltexte konnten weitere 134 Arbeiten ausgeschlossen werden. 9 Studien wurden bereits als inkludierbar ausgewählt, 12 Arbeiten werden derzeit noch genau geprüft. Die Daten der 9 eingeschlossenen Beobachtungsstudien wurden bereits extrahiert, es wurde über folgende Outcomes berichtet: Zusammenhang zwischen PPI-Therapie und C. difficile assoziierter Diarrhoe, Vitamin B12 Status, Entwicklung einer Pneumonie, pflastersteinähnlichen Magenläsionen, Mortalität, Lebensqualität, Rehospitalisierung und Depression. Die Daten der übrigen Studien werden derzeit extrahiert. Endgültige Ergebnisse liegen zum Kongress vor.

Schlussfolgerung: Der systematic Review zu Nutzen und Risiken von PPI bei älteren Menschen wird dazu beitragen, die zukünftige PIM-Liste durch Studienevidenz zu untermauern und hierdurch die Medikationssicherheit für ältere Menschen zu erhöhen.

Interessenkonflikte: Förderung durch den Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.


Literatur

1.
Marengoni A, Angleman S, Melis R, Mangialasche F, Karp A, Garmen A, Meinow B, Fratiglioni L. Aging with multimorbidity: a systematic review of the literature. Ageing Res Rev. 2011 Sep;10(4):430-9. doi: 10.1016/j.arr.2011.03.003. Epub 2011 Mar 23. Externer Link
2.
Banerjee A, Mbamalu D, Ebrahimi S, Khan AA, Chan TF. The prevalence of polypharmacy in elderly attenders to an emergency department - a problem with a need for an effective solution. Int J Emerg Med. 2011;4(1):22