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Führen regelmäßige Hodenkrebsfrüherkennungsmaßnahmen bei Männern ab 16 Jahren zu besseren Behandlungsergebnissen? – Ein Themencheck HTA im Auftrag des IQWiG
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Veröffentlicht: | 12. Februar 2020 |
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Hintergrund/Fragestellung: Hodenkrebs ist mit einer Inzidenz von 11 pro 100 000 Männern jährlich zwar selten, tritt aber vor allem bei jungen Männern zwischen 25 und 45 Jahren auf und ist damit die häufigste Krebserkrankung in diesem Alter. Mögliche Hodenkrebsfrüherkennungsmaßnahmen, die ärztliche Tast- und Ultraschalluntersuchung (TUS) bzw. Eigenuntersuchung (TEU) bei asymptomatischen Männern ab 16 Jahren könnten Todesfälle und aggressive Spättherapien vielleicht vermeiden. Deshalb wurde im Rahmen des ThemenCheck-Programms des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht, ob diese Maßnahmen einen Zusatznutzen im Vergleich zur gegenwärtigen Situation aufweisen.
Methoden: Die Methodik dieses Reviews folgt den „Allgemeine[n] Methoden Version 5.0“ der Nutzenbewertung des IQWiG. Zusätzlich wurde zur Abschätzung des theoretisch möglichen Nutzens und möglicher Schäden durch ein Screening eine ergänzende Darstellung zur Nutzenbewertung anhand veröffentlichter Daten aus Tumorregistern und Daten zu prädiktiven Werten aus Diagnosestudien herangezogen.
Ergebnisse: Es wurden keine Interventionsstudien identifiziert, deshalb können evidenzbasierte Aussagen zu einem zusätzlichen Nutzen oder Schaden der untersuchten Maßnahmen nicht getroffen werden. Die epidemiologischen Daten zeigen, dass pro 100 000 jährlich am Screening teilnehmenden Männern maximal 1,2 fortgeschrittene Tumoren und 0,4 Todesfälle vermeidbar wären. Berechnungen des positiven prädiktiven Wertes aus 12 Diagnosestudien zur Testgüte von TUS und TEU an vorselektierten Studienpopulationen mit insgesamt 7297 Patienten zeigen, dass bei der TUS von 100 000 Männern mit 1 bis 22 Fällen unnötigen Hodenfreilegungen oder -entfernungen zu rechnen ist, bei der TEU wäre mit 2 Fällen zu rechnen. Diese Angaben zum möglichen Schaden des Screenings sind jedoch mit großer Unsicherheit behaftet, weil die Übertragbarkeit von Daten von vorselektierten Studienpopulationen auf symptomlose Personen eher nicht gegeben ist.
Schlussfolgerung: Es liegen keine Interventionsstudien vor, die nachweisen könnten, dass der Nutzen eines Hodenkrebsscreenings bei Männern ab 16 Jahren den Schaden überwiegt. Der maximal mögliche Zusatznutzen ist gering und Entdeckungs- und Heilungschancen sind auch ohne Screening gut. Derzeit kann ein Hodenkrebsscreening nicht empfohlen werden.
Interessenkonflikte: Hiermit bestätigen die Autoren, dass keine finanziellen oder persönlichen Interessenskonflikte bestehen und/oder Einfluss auf die Erstellung der vorliegenden Arbeit nahmen.
Literatur
- 1.
- Mühlberger N, Marckmann G, Laschkolnig A, Antony D, Sroczynski G, Jahn B, Schnell-Inderst P. Hodenkrebs: führen regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen für Männer ab 16 Jahren zu besseren Behandlungsergebnissen? HTA-Nummer HT18-01; vorläufiger HTA-Bericht im Auftrag des IQWiG [online]. 10.10.2019 [Zugriff 04.01.2019]. Verfügbar unter: https://www.themencheck-medizin.iqwig.de/de/hta-berichte/28-ht18-01-hodenkrebs-fuehrt-eine-regelmaessige-frueherkennungsuntersuchung-fuer-maenner-ab-16-jahren-zu-besseren-behandlungsergebnissen.145.html