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21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13. - 15.02.2020, Basel, Schweiz

Wirksamkeit und Akzeptanz technologiebasierter psychologischer Interventionen in der Überbrückung von Wartezeiten und in der Nachsorge bei Depressionen – eine systematische Übersichtarbeit

Meeting Abstract

  • Moritz Köhnen - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Levente Kriston - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Martin Härter - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Sarah Liebherz - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland

Nützliche patientenrelevante Forschung. 21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Basel, Schweiz, 13.-15.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20ebmPP9-04

doi: 10.3205/20ebm114, urn:nbn:de:0183-20ebm1142

Veröffentlicht: 12. Februar 2020

© 2020 Köhnen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Wirksamkeit und Akzeptanz von technologiebasierten psychologischen Interventionen (TBIs) sind für die Akutbehandlung depressiver Menschen vielfach nachgewiesen. Auch abseits der Akutbehandlung werden TBIs als vielversprechende Optionen diskutiert, um strukturelle Versorgungsbarrieren wie lange Wartezeiten für ambulante Psychotherapie zu überwinden und Versorgungslücken in der Nachsorge zu schließen. Daher ist es Ziel, eine bislang ausstehende Evidenzsynthese zu TBIs in diesen Versorgungsbereichen zu erstellen und deren Wirksamkeit und Akzeptanz zu bestimmen.

Methoden: Es wurden (cluster-) randomisiert-kontrollierte Studien eingeschlossen, die Erwachsene mit einer diagnostizierten unipolaren Depression (bzw. [teil-]remittierter Depression in Nachsorgestudien) untersuchen. Psychotherapeutische Interventionen, welche über technische Medien (z.B. Computer, Smartphone, Telefon) vermittelt sind, wurden als Experimentalbedingung berücksichtigt. Die mittlere Reduktion der Depressionssymptomatik diente als primäres Wirksamkeitsmaß und Dropouts (jeglicher Art) als primäres Akzeptanzmaß. Studienauswahl, Datenextraktion und die Bewertung der methodischen Qualität wurden von zwei unabhängigen Autoren durchgeführt (weitere Informationen s. [1]).

Ergebnisse: Die systematische Literatursuche in multiplen Datenbanken ergab nach Deduplizierung insgesamt 13.132 potentiell relevante Publikationen. Für die Überbrückung von Wartezeiten konnte lediglich eine Publikation identifiziert werden, somit ist hier keine metaanalytische Zusammenfassung möglich. Der Versorgungsbereich der Nachsorge zeigte mit fünf Publikationen eine stärkere empirische Basis. Erste Analysen legen die Wirksamkeit von TBIs in diesem Bereich nahe – detaillierte Ergebnisse liegen Anfang 2020 vor.

Schlussfolgerung: Insgesamt ist die Anzahl der identifizierten Studien gering, was die Aussagekraft – insbesondere für die Überbrückung von Wartezeiten – stark limitiert. Auf Basis der vorliegenden Evidenz für den Bereich der Nachsorge ergeben sich im Vergleich zu passiven Kontrollbedingungen (z.B. Wartekontrollgruppen) Hinweise auf die Wirksamkeit von TBIs. Allerdings sind eingeschlossene Studien unterschiedlich im Hinblick auf Populationen und Interventionen (z.B. theoretische Fundierung), und TBIs wurden zum Teil nur wenig in Anspruch genommen, was auf eine geringe Akzeptanz in diesem Versorgungsbereich hindeutet.

Interessenkonflikte: Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.


Literatur

1.
Köhnen M, Kriston L, Härter M, Dirmaier J, Liebherz S. Rationale and design of a systematic review: effectiveness and acceptance of technology-based psychological interventions in different clinical phases of depression management. BMJ Open. 2019 Mar 27;9(3):e028042. DOI: 10.1136/bmjopen-2018-028042. Externer Link