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Qualitative Erhebung mit Patient*innen und Angehörigen zu Einstellungen und Bewertungen einer Intervention zur Förderung der Teilnahme an einer Früherkennungskoloskopie unter erstgradig Verwandten von Darmkrebserkrankten (SAPHIR-Studie)
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Veröffentlicht: | 12. Februar 2020 |
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Hintergrund/Fragestellung: In der 2014-2016 durchgeführten SAPHIR-Studie konnte in einem RCT gezeigt werden, dass eine zielgerichtete Kommunikator*in-Schulung zum Thema familiäres Darmkrebsrisiko und Vorsorgekoloskopie bei Patient*innen mit neu diagnostiziertem Kolonkarzinom, die informierte Inanspruchnahme einer Früherkennungskoloskopie von erstgradig Verwandten im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant steigern konnte [1].
Ziel der zusätzlichen qualitativen Erhebung der SAPHIR-Studie war die Erhebung der Beurteilung, wie Darmkrebspatient*innen die Schulung und Rolle als Kommunikator*in und wie deren Angehörige diese Art von Informationsfluss zum Thema Vorsorgekoloskopie empfinden und bewerten. Des Weiteren wurde die Qualität und Interaktion der Gespräche aus Sicht der Patient*innen und Angehörigen evaluiert.
Methoden: Leitfadengestützte Interviews wurden in 3 Fokusgruppen mit geschulten Patient*innen (n=11) aus der Interventionsgruppe geführt. Zusätzlich nahmen 20 Angehörige an telefonischen Einzelinterviews (11 Frauen, 9 Männer) teil. Eine strukturierende qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz erfolgte mit Hilfe der Software MAXQDA.
Ergebnisse: Die Schulung zu Kommunikator*innen wurde von der Patient*innengruppe als angenehm und informativ beurteilt. Auch die Gespräche zur Früherkennungskoloskopie mit den Angehörigen wurden als sachlich und selbstverständlich erlebt, da aus der eigenen Erfahrung heraus argumentiert werden konnte. Um Nutzen und Schaden zu erläutern, wurde ein wenig direktives bis sehr direktives Gesprächsverhalten verwendet. Angehörige beschrieben das Gespräch als einfach verständlich, authentisch und glaubwürdig. Die Diagnose der Angehörigen und das Wissen um ein familiäres Darmkrebsrisiko wurden als zusätzlicher Einflussfaktor auf die Entscheidung für oder gegen eine Koloskopie genannt und unterschiedlich empfunden. Die Informationen wurden über den familiären Rahmen hinaus im sozialen Umfeld im Sinne eines Schneeballeffekts weitergegeben.
Schlussfolgerung: Die Schulung und die Gespräche zur Früherkennungskoloskopie werden von betroffenen Patient*innen wie auch ihren Angehörigen positiv bewertet. Dennoch konnten auch kritische Aspekte wie das teilweise sehr direktive Gesprächsverhalten einiger Patient*innen aufgezeigt werden. Die Schulung zu Kommunikator*innen ist nach den Erfahrungen der Interviewteilnehmer*innen eine gangbare Maßnahme zur Förderung der informierten Inanspruchnahme an einer Früherkennungskoloskopie unter erstgradig Verwandten von Darmkrebserkrankten.
Interessenkonflikte: Finanzierung der SAPHIR-Studie erfolgte über die Hamburger Krebsgesellschaft e.V.