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Hürden der Informationsbeschaffung bei der Leitlinienerstellung
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Veröffentlicht: | 12. Februar 2020 |
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Hintergrund/Fragestellung: Die Empfehlungen deutscher S2e- und S3-Leitlinien basieren auf einer systematischen Evidenzanalyse. Hierzu ist die Beschaffung wissenschaftlicher Volltextpublikationen eine Grundvoraussetzung. Der Zugang erfolgt über Literaturdatenbanken, wie z.B. MEDLINE. Die kostenfreie Benutzeroberfläche PubMed ermöglicht eine Verlinkung zu freizugänglichen Volltexten. Die Anbindung an eine Universitätsbibliothek ermöglicht zusätzlich den freien Zugang eines breiten Pools an lizenzierten Zeitschriften. Alle darüber hinaus nicht freizugänglichen Volltexte müssen kostenpflichtig bestellt werden.
Am Beispiel einer S3-Leitlinie soll gezeigt werden, wie viele Volltexte frei zugänglich waren und welche Kosten für die Beschaffung der nicht frei verfügbaren Artikel entstanden sind.
Methoden: Für die S3-Leitlinie Peniskarzinom wurden fünf systematische Literatursuchen in MEDLINE durchgeführt. Von den 2.062 gefundenen Treffern wurden 237 Referenzen als potenziell relevant eingestuft. Zu diesen wurde der Volltext benötigt. Es wurde geprüft, wie viele dieser Volltexte über PubMed kostenlos verfügbar waren und wie viele über eine Universitätsbibliothek zugänglich waren. Für kostenpflichtige Volltexte wurde die Preisliste von Subito, dem Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken, für die Preiskalkulation zur Hand genommen.
Ergebnisse: Von den 237 Artikeln, welche von 1980 bis 2018 publiziert wurden, waren 80 Artikel über PubMed und 150 Artikel mit universitärer Anbindung frei verfügbar. Bei der Volltextbestellung über Subito fielen an Kosten 848 Euro (Bestellung von 87 Volltexten) an, wenn die Bestellung über eine Universität vorgenommen wird und 5.155 Euro (157 Volltexte) für eine Bestellung ohne Anbindung an eine Universität.
Schlussfolgerung: 34% der benötigten Literatur konnte über PubMed frei zugänglich organisiert werden. Über einen universitären Zugang waren es insgesamt 63% der benötigten Literatur. Eine evidenzbasierte Leitlinienerstellung ist daher sehr kostenintensiv, was bei der initialen Budgetplanung berücksichtigt werden muss. Auch wenn es sich beim Peniskarzinom um eine Erkrankung mit wenig publizierter Literatur handelt, so zeigt diese Arbeit den Aufwand der betrieben werden muss, um eine evidenzbasierte Leilinienerstellung zu ermöglichen.
Interessenkonflikte: J. Lackner und S. Schmidt waren an der Leitlinienentwicklung zur S3-Leitlinie zum Peniskarzinom beteiligt. Alle Autoren geben an, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.