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21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13. - 15.02.2020, Basel, Schweiz

Welche Evidenz beschreibt die benötigte Evidenz – Erfahrungen aus einer Cluster-randomisierten Interventionsstudie zu Patienten-zentrierter Kommunikation

Meeting Abstract

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  • Larissa Burggraf - Friedrich-Alexander-Univerisät Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Stefanie Stark - Friedrich-Alexander-Univerisät Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Marie Kluge - Friedrich-Alexander-Univerisät Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Marco Roos - Friedrich-Alexander-Univerisät Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland

Nützliche patientenrelevante Forschung. 21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Basel, Schweiz, 13.-15.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20ebmPP10-06

doi: 10.3205/20ebm055, urn:nbn:de:0183-20ebm0557

Veröffentlicht: 12. Februar 2020

© 2020 Burggraf et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Patienten-zentrierte Kommunikation (PCC) gilt in der Forschung als erstrebenswert. PCC will dabei Ärzte und Patienten in einem gemeinsamen evidenz-orientierten Handeln unterstützen. Schulungsinterventionen sollen Ärzte in die Lage versetzen, patienten-zentriert zu kommunizieren. Studien der Versorgungsforschung setzen sich zum Ziel, die Wirkstärke dieser Interventionen zu überprüfen. Im Rahmen einer Cluster-Randomisierten Interventionsstudie (cRCT) zeigte sich eine Diskrepanz in der Wahrnehmung von angenommener Evidenz aus wissenschaftlicher Perspektive und benötigter praktischer Relevanz. Aus dieser Erfahrung stellt sich die Frage, welchen Stellenwert Hausärzte der PCC in der Konsultationspraxis zuschreiben.

Methoden: Dieser Fragestellung folgend wurde die cRCT in einen Grounded Theory Prozess eingebettet. Ausgangspunkt war die Annahme, dass hausärztliche Konsultationspraxis durch eine Schulungsintervention zur PCC beeinflusst werden kann. Folgendes Datenmaterial wird für die Ergebnistriangulation herangezogen: Teilnehmende Beobachtungen während der Schulungsintervention und dem Forschungsprozess und quantitative Befragungen von Patienten und Ärzten (PiK und AiKo). Theoretische Grundlagen stellen unterschiedliche Modelle zur Patientenzentrierung (PCC, shared-decission-making, ICE) und Paradigmen zur Kommunikation verschiedener Fachdisziplinen (Psychologie, Soziologie) dar.

Ergebnisse: Im Rahmen der teilnehmenden Beobachtung zeigte sich, dass die Konsultationspraxis und auch das Konsultationsergebnis neben der PCC von weiteren zentralen Faktoren beeinflusst werden. Die Konsultationspraxis im hausärztlichen Setting scheint am stärksten von der individuellen Arzt-Patienten-Beziehung geprägt zu werden. Beziehung wird durch Kommunikation gebildet (Luhmann). Die Ausrichtung des Konsultationsergebnisses sowie die Annahme der medizinischen Empfehlungen durch die Patienten, werden durch weitere Faktoren (Erfolgsmedien) bedingt. Somit muss hinterfragt werden, welchen Einfluss PCC in der Konsultation zu welchem Erfolg haben kann.

Schlussfolgerung: Es scheint, dass in Studienansätzen der Versorgungsforschung zu selten der Dynamik und der Komplexität des Forschungsfeldes Rechnung getragen wird. Die sich daraus ableitende Evidenzgrundlage greift daher häufig zu kurz. Anhand der hier vorgeschlagenen Ergebnisse wollen wir einen Beitrag zur Diskussion leisten, welche Evidenzen für den Praxisalltag benötigt werden und wie diese gewonnen werden können.


Literatur

1.
Luhmann N. Liebe als Passion: Zur Codierung von Intimität. Suhrkamp Verlag; 1982.