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Pragmatische randomisierte kontrollierte Studien mit Versichererdaten zur Untersuchung von wichtigen Fragestellungen der Versorgungsforschung
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2017 |
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Hintergrund und Fragestellung: Routinemässig erhobene Abrechnungsdaten der Krankenversicherer bieten die Möglichkeit zur Untersuchung von wichtigen Fragestellungen der Versorgungsforschung. Mittels pragmatischen randomisierten kontrollierten Studien (RCT) lässt sich die Wirksamkeit von Interventionen direkt im Gesundheitssystem untersuchen.
Material/Methoden: Wir präsentieren die Ergebnisse und das Protokoll einer durchgeführten und neu geplanten RCT zur Wirksamkeit eines Monitorings und 3 monatlichen Feedbacks zu Antibiotikaverschreibungen bei Grundversorgern in der Schweiz. Im abgeschlossenen Pilot-RCT (Projekt 1) wurden Antibiotikaverschreibungen anhand von aggregierten nationalen Leistungsdaten evaluiert (Primärer Endpunkt verschriebene defined daly doses (DDD) von Antibiotika). In der geplanten RCT (Projekt 2) werden die nicht aggregierten individuellen Leistungsdaten von 40% der Schweizer Bevölkerung der 3 grössten Krankenversicherer verwendet (Primärer Endpunkt wie Projekt 1).
Ergebnisse: Projekt 1. Die 2900 randomisierten Ärzte hatten in 2 Jahren Follow-up 10,660,124 Konsultationen und verschrieben 1,175,780 Packungen Antibiotika mit 10,290,182 DDD. Ärzte der Interventionsgruppe verschrieben im Vergleich zur Kontrollgruppe im 1. Jahr nicht weniger Antibiotika ( 1.73%; -5.07% - 1.72%). Verschreibungen für Kinder (6 bis 18 Jahre) waren im ersten Jahr in der Interventionsgruppe -8.61% niedriger als in der Kontrollgruppe (95%CI 14.87% to 1.90%) und 4.59% niedriger bei 19 bis 65 jährigen Patienten im 2. Interventionsjahr (7.91% - 1.16%).
Projekt 2. Die Haupt RCT wird im Rahmen des nationalen Forschungsprogramms (NFP 72) gegen Antibiotikaresistenz durchgeführt. Mittels einer breit abgestützten Intervention, individuellen Patientendaten mit der gezielteren Information zur Antibiotikaverschreibung und eines anonymisierten wahrscheinlichkeitsbasierten Matchings von Versichererdaten zu Laboruntersuchungen mit der nationalen Datenbank für Antibiotikaresistenz soll die Wirksamkeit der Intervention bezüglich der Resistenzentwicklung von Antibiotika in der Ambulanz untersucht werden.
Schlussfolgerung: Mittels nationaler Abrechnungsdaten lassen sich die Wirksamkeit eines routinemässigen Monitorings und Feedbacks der Antibiotikaverschreibung in der Schweiz untersuchen. Die Ergebnisse der Pilotstudie sind von hoher externer Valididität und geben wichtige Hinweise zur Optimierung der Intervention für die Hauptstudie.