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Herausforderungen in der Formulierung evidenzbasierter Empfehlungen bei Vorhandensein mehrerer Metaanalysen zu einer Fragestellung – am Beispiel der Makrolidtherapie des Asthmas
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2017 |
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Hintergrund und Fragestellung: Die NVL Asthma wird auf Basis einer systematischen Literaturrecherche nach systematischen Reviews (SR) und Metaanalysen (MA) aktualisiert. Am Beispiel der Makrolidtherapie des Asthmas werden die Herausforderungen im Umgang mit sich thematisch überschneidenden MA aufgezeigt.
Methoden: Recherche in Medline (via Pubmed) und Cochrane Database nach SR zu Asthma (2013-2016). Einschluss im Volltextscreening bei relevanter Thematik und ≥ 6 Punkten im AMSTAR Score. Vergleich der Fragestellungen, der Ein- und Ausschlusskriterien, der Anzahl der eingeschlossenen Primärstudien, der Qualitätsbewertung und der Auswertung patientenrelevanter Endpunkte.
Ergebnisse: Von vier thematisch passenden MA wurde eine wegen unzureichender methodischer Qualität ausgeschlossen. Drei MA beantworteten die Fragestellung zum Nutzen der Langzeitanwendung von Makroliden in der Asthmatherapie, zwei ohne Eingrenzung der Altersgruppen [1], [2], eine nur bei Erwachsenen [3]. Die Vergleichsinterventionen unterschieden sich partiell (Placebo [1] / Placebo oder Standardtherapie [2] / k.A. [3]). Die Zahl der eingeschlossenen Primärstudien unterschied sich bei mäßig abweichenden Einschlusskriterien und Suchzeiträumen stark (23 vs. 13 vs. 18). Zehn Primärstudien wurden in allen eingeschlossenen SR zitiert. Die Qualitätsbewertungen der eingeschlossenen Studien mit dem Cochrane Risk of Bias Tool [1] oder der Jadad-Skala [2], [3] waren vergleichbar. Die MA für den Endpunkt Lebensqualität zeigten je nach Auswahl der Primärstudien und Definition und Berechnung des Endpunktes abweichende Ergebnisse:
- Mean difference (AQLQ): 0,06; 95%KI -0,12–0,24; I²=18% (5 Studien, n=389) [1];
- Weighted mean difference (k.A. der Messinstrumente): 0,18; 95%KI 0,001–0,37; I²=0% (5 Studien, n=346) [2];
- Standardized mean difference (k.A. der Messinstrumente): 0,09; 95%KI -0,11–0,29; I²=0% (6 Studien, n=450; nur Erwachsene) [3].
Schlussfolgerung: Voraussetzung für den Vergleich mehrerer SR zu einer Fragestellung ist die Transparenz in der Darstellung von ein- und ausgeschlossenen Studien. Teilweise sind abweichende Ergebnisse durch Einschlusskriterien, Suchzeiträume oder die Wahl des Effektschätzers erklärbar. Entstehen sie aber z.B. durch die unterschiedliche Definition der Endpunkte, ist die Formulierung von Empfehlungen erheblich erschwert. Standardisierte „Core Outcome Measures“ könnten mehr Vergleichbarkeit schaffen, um die stringente Ableitung für Leitlinienempfehlungen zu erleichtern.
Literatur
- 1.
- Kew KM, Undela K, Kotortsi I, et al. Macrolides for chronic asthma. Cochrane Database Syst Rev. 2015;9:CD002997.
- 2.
- Reiter J, Demirel N, Mendy A, et al. Macrolides for the long-term management of asthma--a meta-analysis of randomized clinical trials. Allergy. 2013;68(8):1040-9.
- 3.
- Tong X, Guo T, Liu S, et al. Macrolide antibiotics for treatment of asthma in adults: a meta-analysis of 18 randomized controlled clinical studies. Pulm Pharmacol Ther. 2015;31:99-108.