gms | German Medical Science

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Case Vignetten für den multinationalen Vergleich: Das Beispiel der Zugangswege zu professioneller Pflege und Versorgung bei Demenz in Europa

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • corresponding author Anja Bieber - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • author presenting/speaker Astrid Stephan - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • author Anja Broda - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • author Gabriele Meyer - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmP2b

doi: 10.3205/17ebm051, urn:nbn:de:0183-17ebm0514

Veröffentlicht: 23. Februar 2017

© 2017 Bieber et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Europäische Projekte der Versorgungsforschung fertigen häufig Vergleiche der Gesundheitssysteme an. In der Studie ActifCare wird der Zugang zu professioneller Unterstützung bei Demenz in acht Ländern (DE, IE, IT, NL, NO, PT, SE, UK) untersucht. Ein Arbeitspaket beschreibt die Strukturen der Pflege und Versorgung von Menschen mit Demenz und vergleicht nationale Zugangswege. Dazu gehört eine Recherche unter Berücksichtigung der Aspekte Erreichbarkeit, Zugänglichkeit, Nutzungsraten und involvierte Professionen.

Methoden: Mit Case Vignetten wurde eine Methode gewählt, die in multinationalen Studien zum Vergleich von Versorgungsstrukturen bereits angewendet wurde. Ausgehend von einer vom Arbeitspaketleiter (DE) vorformulierten Fallkonstruktion skizzierten nationale Experten einen für das Land typischen Zugangsweg zum professionellen Hilfesystem. Die Case Vignetten wurden in englischer Sprache verfasst und in DE analysiert. In der qualitativen Inhaltsanalyse wurden Kategorien gebildet, die die wesentlichsten Aspekte des Zugangs abbilden und einen Ländervergleich hinsichtlich förderlicher und hinderlicher Faktoren ermöglichen. Die Kategorienbildung gibt dem Ländervergleich einen Rahmen und fokussiert auf wesentliche Zugangsthemen.

Ergebnisse: Vier übergreifende Themen leiten sich aus den Case Vignetten ab: involvierte Professionen, Demenz-spezifische und Team-basierte Ansätze, proaktive Rollen, finanzielle Aspekte. Tendenzen sind erkennbar, welche Professionen beratende und vermittelnde Aufgaben übernehmen, wie z.B. Community Mental Health Nurses oder Case Manager. Andererseits wird deutlich, wie häufig als prädestiniert beschriebene Strukturen den Zugang zu professioneller Pflege wenig fördern, wie z.B. Hausärzte oder Memory Clinics. Länderübergreifend, jedoch mit Ausnahme der nordischen Länder, zeigen die Case Vignetten, dass Angehörige sich aktiv um Zugang zum Hilfssystem bemühen müssen. Subkategorien der Kategorie „finanzielle Aspekte“ verweisen auf die Vielschichtigkeit dieses Themas. Im Rahmen der typischen Zugangswege spielt es jedoch eine untergeordnete Rolle.

Schlussfolgerung: Die Case Vignette Methode ist eine wertvolle Ergänzung zu den Strukturbeschreibungen der Gesundheitssysteme, da sich die Komplexität mithilfe eines konkreten Fallbezugs und der Akzentuierung bedeutender Aspekte reduzieren lässt. Dadurch wird die Diskussion zur Weiterentwicklung von Zugangswegen zu professionellen Hilfen ermöglicht.