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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Auswirkungen von A1β-Casein der Milch – Eine systematische Übersichtsarbeit

Meeting Abstract

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmP1g

doi: 10.3205/17ebm042, urn:nbn:de:0183-17ebm0423

Veröffentlicht: 23. Februar 2017

© 2017 Kapp et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Aufgrund langjähriger Züchtung und Genmanipulation unterscheiden wir unsere Milch in zwei Proteinvarianten, A1- und A2 β-Casein. Differenziert werden diese dadurch, dass das A1 β-Casein während der Verdauung gespalten wird und es demnach zur Freisetzung des Opiats (BCM7) kommt, was für ungünstige Gesundheitseffekte verantwortlich gemacht wird. Durch die teilweise widersprüchliche Studienlage, sind wir der Frage nachgegangen, inwieweit die Exposition mit A1β-Casein im Vergleich zur Exposition mit anderen (A2 β-Casein) oder keiner β-Casein Exposition einen Einfluss auf unterschiedliche Gesundheitsparameter hat.

Methoden: Es wurden Studien eingeschlossen, die eine Exposition gegenüber A1 β-Casein (oder BCM-7) an Menschen untersuchten. Berücksichtigt wurden Studien die einen Gesundheitsparameter untersuchten, ohne Einschränkungen in Bezug auf das Studiendesign. Die Literatursuche umfasste die elektronischen Zeitschriftendatenbanken Medline, Biosis, Web of Science, Cochrane Library und Embase. Zusätzlich wurde in den Studienregistern clinicaltrials.gov und WHO-ICTRP nach laufenden Studien gesucht. Eine breite Internetsuche wurde durchgeführt, um graue Literatur und weitere relevante Studienergebnisse zu finden. Screening, Datenextraktion und Qualitätsbewertung der einzelnen Studien wurde von zwei Reviewern unabhängig voneinander durchgeführt. Für RCTs wurde das Cochrane Risk of Bias Tool, für nicht randomisierte Studien das ROBINS Tool und für ökologische Studien das von NICE evaluierte GATE Tool eingesetzt, um die Studienqualität zu bewerten.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 16 Studien eingeschlossen werden, davon hauptsächlich ökologische Studien, aber auch 6 RCTs und 2 Fall-Kontroll Studien. Die Qualität der Studien war heterogen. Herausfordernd zeigte sich die „Risk of Bias“ Bewertung der ökologischen Studien, welche zusätzlich durch ihr Studiendesign nur eine begrenzte Kausalität nachweisen können. Innerhalb der RCTs konnten keine unterschiedlichen Effekte zwischen A1- und A2 β-Casein in Bezug auf Cholesterinwerte festgestellt werden, während sich einige Magen-Darm Beschwerden bei der Exposition von A2 β-Casein leicht reduzierten. Ergebnisse der Fall-Kontroll-und ökologischen Studien, die über Diabetes, Herz-Kreislauf- und neurologische Erkrankungen berichteten, waren heterogen und konnten darum nur bedingt einbezogen werden.

Schlussfolgerung: Mehr RCTs und größere Fallzahlen sind nötig, um evidenzbasierte Aussagen bezüglich unterschiedlicher Effekte zwischen der Exposition von A1- und A2-Milch auf Gesundheitsparameter treffen zu können.