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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Entscheidungshilfe zur medikamentösen Behandlung von Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs mit prognostischen Informationen unter Berücksichtigung schwerer Begleiterkrankungen: Eine Fokusgruppenstudie

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Viktoria Mühlbauer - Gesundheitswissenschaften, MIN-Fakultät, Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • author Ingrid Mühlhauser - Gesundheitswissenschaften, MIN-Fakultät, Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • author Anke Steckelberg - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmP5f

doi: 10.3205/17ebm035, urn:nbn:de:0183-17ebm0354

Veröffentlicht: 23. Februar 2017

© 2017 Mühlbauer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Rahmen des Projekts SPUPEO (Spezialisierte Pflegefachpersonen zur Unterstützung partizipativer Entscheidungsfindung in der Onkologie [1]) wurde eine Entscheidungshilfe zur medikamentösen Behandlung von Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs im Frühstadium entwickelt. Diese soll die Patientin und die Pflegefachperson im Prozess der partizipativen Entscheidungsfindung unterstützen. Die Entscheidungshilfe vermittelt erstmals auch Informationen zur Prognose (Brustkrebs- und Gesamtsterblichkeit) unter Berücksichtigung von Alter und schweren Begleiterkrankungen.

Die Fokusgruppenstudie exploriert die Akzeptanz, Verständlichkeit, und Vollständigkeit der Entscheidungshilfe.

Methoden: Betroffene Frauen wurden über Brustkrebsselbsthilfegruppen rekrutiert.

Schwerpunkte der Fokusgruppeninterviews waren: Kommunikation von 1) Prognose unter Berücksichtigung von Alter und Komorbiditäten, 2) Unsicherheit der Datenlage zum Nutzen einer zusätzlichen Chemotherapie, 3) Darstellung der Mortalitäts- und Rezidivraten in Balkendiagrammen mit Unsicherheitsbereichen.

Alle Fokusgruppeninterviews wurden von 2 Interviewerinnen durchgeführt mit Audioaufzeichnung und zusätzlicher schriftlicher Dokumentation von Kernaussagen. Die Datenanalyse erfolgte nach Mayring [2]. Resultierende Optimierungen wurden eingearbeitet und in den folgenden Interviews diskutiert bis zum Erreichen der Informationssättigung.

Ergebnisse: Zu vier Zeitpunkten nahmen 20 Brustkrebspatientinnen teil (Alter: 60 (32-77) Jahre, 40% Abitur). Die Inhalte wurden als relevant erachtet und die Entscheidungshilfe als hilfreich bewertet, um bestehende Informationslücken zu schließen.

Bedeutung der Komorbiditäten: Die Frauen konnten benennen, dass schwere Begleiterkrankungen das Mortalitätsrisiko insgesamt erhöhen bei relativer Verringerung des Risikos an Brustkrebs zu versterben.

Unsicherheit der Datenlage: Die Verwendung veralteter Daten bei Fehlen aktueller aussagekräftiger Studien ist für Laien nicht verständlich. Unterstützung durch eine Pflegefachperson wird gewünscht.

Darstellung: Die Balkendiagramme werden allgemein gut verstanden. Statistische Daten stoßen teilweise auf Abwehr.

Schlussfolgerung: Individuelle Prognosedaten können vermittelt werden. Unterstützung des Informationsprozesses durch Pflegefachpersonen zur Erläuterung der verwendeten Daten erscheint jedoch notwendig. Der Nutzen der Broschüre mit dem Ziel einer „informierten Entscheidung“ muss in kontrollierten Studien gezeigt werden.


Literatur

1.
SPUPEO [Internet]. Verfügbar unter: http://www.spupeo.de/ Externer Link
2.
Mayring P. Qualitative Sozialforschung. Weinheim: Beltz Verlag; 2002.