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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Die Effekte einer telefonischen Gesundheitsberatung für chronisch Kranke auf Gesundheitsverhalten, klinische und psychologische Parameter: Eine randomisiert kontrollierte Studie

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Sarah Dwinger - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Jörg Dirmaier - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Martin Härter - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmP5e

doi: 10.3205/17ebm034, urn:nbn:de:0183-17ebm0346

Veröffentlicht: 23. Februar 2017

© 2017 Dwinger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Ein Ansatz, um die Versorgung von chronisch Kranken zu verbessern, ist die telefonische Gesundheitsberatung (TGB). Sie versucht die Patienten u.a. durch Motivational Interviewing darin zu unterstützen, ihr Gesundheitsverhalten und ihr Selbstmanagement zu verbessern.

Design: Diese prospektive RCT vergleicht eine Interventionsgruppe (IG), die eine TGB erhalten hat, mit einer Kontrollgruppe (KG). Es gibt drei Schwerpunkte (Chroniker-, Herzinsuffizienz-, Lungen- und Psychiatriekampagne), die getrennt voneinander ausgewertet wurden, da sich die Einschlusskriterien grundlegend voneinander unterschieden.

Methoden: Die Patient Reported Outcomes wurden durch validierte Instrumente erhoben: Lebensqualität (SF-12, EQ5-D), Angst und Depression (HADS), Gesundheitsverhalten wie Alkoholkonsum (AUDIT), Adhärenz (MARS) und Rauchverhalten. Klinische Parameter wurden ebenfalls in der Selbstbeurteilung abgefragt. Statistische Analysen beinhalteten ANCOVAs mit der Kovariate „Bildung“, um Gruppenunterschiede zu Baseline zu kontrollieren.

Ergebnisse: 4309 Patienten wurden in die Berechnungen eingeschlossen. Im Schnitt war die IG 66,1 Jahre alt (SD=9,6), verglichen mit 67,2 Jahren (SD=9,5) in der KG. 54,1% der IG waren weiblich (KG: 57,2%). Die IG verbesserte ihre körperliche Lebensqualität signifikant stärker (MW=1,0; SD=,2) als die KG (MW=,3; SD=,3) (p=,01). Der BMI sank in der IG stärker (MW=-,07; SD=,07) als in der KG (MW=,14; SD=,07) (p=,02). HDL-Cholesterin verbesserte sich in der IG stärker (MW=,03; SD=,2) als in der KG (MW=-,04; SD=,2) (p=,02). Außerdem zeigte die IG eine erhöhte Frequenz im Blutdruck messen (MW=,02; SD=,03) als die KG (MW=-,07; SD=,03) (p=,02; ɳ²>.01). Keines der Unterschiede zeigte eine Effektstärke von ɳ²>.01. Es gab keine Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich Depression, Angst und Gesundheitsverhalten. Kampagnenspezifische Subgruppenanalysen konnten kleine Effekte für die IG in der der Herzinsuffizienzkampagne auf die Reduktion von Alkoholkonsum (p=,03; ɳ²=,016), und die Häufigkeit von Fußuntersuchungen beim Arzt finden (p=,01; ɳ²=,023).

Zusammenfassung: Die Effekte einer TGB auf Gesundheitsverhalten, klinische Parameter und gesundheitspsychologische Outcomes sind gemischt. Mögliche Gründe für diese Effekte werden diskutiert. Stärken der Studie sind das Design und die Größe der Stichprobe, eine Schwäche könnte die Selbstbeurteilung sein.