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Gesundheit und Krankheit haben ein Geschlecht – Geschlechtersensibilität in Poster der 17. Jahrestagung des DNEbM 2016 in Köln
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2017 |
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Hintergrund und Fragestellung: Als bedeutende Strukturmerkmale bestimmen die Variablen Sex und Gender die Gesundheit und Krankheit von Frauen und Männern. Diese Variablen werden trotz eindeutiger wissenschaftlicher Belege und Empfehlungen [1], [2] häufig noch nicht berücksichtigt [3]. Dadurch haben evidenzbasierte Studien ein Bias, das ihre Aussagekraft einschränken kann.
Material/Methoden: Die im Jahr 2016 auf der wissenschaftlichen Tagung des DNEbM präsentierten Poster wurden mit einem selbst entwickelten Fragebogen anhand von 6 Kriterien daraufhin untersucht, inwieweit die vorgestellten Studien die Variablen Sex und Gender berücksichtigten.
Ergebnisse: Untersucht wurden die Inhalte aller 86 präsentierten Poster. 26 der 86 Poster setzten sich mit methodischen Themen auseinander, bei denen Sex und Gender vordergründig keine Relevanz hatte. 5 Poster beschäftigten sich mit Krankheiten, die nur für ein Geschlecht relevant waren. Bei den Themen der restlichen 55 Poster waren Sex und Gender relevant: Frauen und Männer weisen Unterschiede bei Erkrankungen, in Prävalenz, Verlauf und Behandlung auf. In 47 dieser 55 (85,5%) Poster gab es keine Angaben zur Geschlechteraufteilung. Die Daten wurden nicht sex-disaggregiert aufgeschlüsselt. 8 der 55 (14,5%) für die Analyse relevanten Poster nannten lediglich die Anzahl der untersuchten Frauen und Männer. Von diesen 8 präsentieren nur 2 geschlechtersensible Datenauswertungen.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass Geschlechtersensibilität in Studienergebnissen der evidenzbasierten Medizin noch wenig Berücksichtigung findet. Nur durch die Berücksichtigung der Variablen Sex und Gender und sex-disaggregierte Daten wird gesichert, dass die wissenschaftlichen Schlüsse aus Studien tatsächlich für beide Geschlechter zutreffen. Die Übernahme der SAGER Guidelines ermöglichen dies.
Literatur
- 1.
- Heidari S, Babor TF, et al. Sex and Gender Equity in Research: Rationale for the SAGER reporting guidelines and recommended use. Research Integrity and Peer Review. 2016;1:2.
- 2.
- Igar Tool. Recommendations for Integrating Gender Analysis into Research. 2016 [accessed 26.10.2016]. Verfügbar unter: http://igar-tool.gender-net.eu/en/framework/my-title/test
- 3.
- Tannenbaum C, Clow B, et al. Sex and Gender Considerations in Canadian Clinical Practice Guidelines: A systematic review. CMAJ open (Canadian Medical Association Journal). [in press]