gms | German Medical Science

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Gibt es Standards für die Identifizierung und Priorisierung von Forschungslücken in Leitlinien? Eine systematische Übersicht

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Thomas Langer - Leitlinienprogramm Onkologie c/o Deutsche Krebsgesellschaft, Berlin, Deutschland
  • author Cathleen Muche-Borowski - AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi), Hamburg, Deutschland
  • author Ina Kopp - AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi), Marburg, Deutschland
  • author Markus Follmann - Leitlinienprogramm Onkologie c/o Deutsche Krebsgesellschaft, Berlin, Deutschland
  • author Monika Nothacker - AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi), Berlin, Deutschland

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmV26

doi: 10.3205/17ebm012, urn:nbn:de:0183-17ebm0125

Veröffentlicht: 23. Februar 2017

© 2017 Langer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Im Zuge der Erstellung einer Leitlinie werden häufig Fragestellungen identifiziert, zu denen keine eindeutigen evidenzbasierten Empfehlungen abgegeben werden können (Forschungslücken) weil aussagekräftige Studien fehlen. Die systematische Erfassung und das Priorisieren von Forschungslücken in Leitlinien sowie deren Vermittlung an Forschungsförderer können dazu beitragen, die klinische Relevanz zukünftiger Forschung zu verbessern. Da es im Leitlinienprogramm Onkologie bisher keine einheitliche Vorgehensweise für diese Prozesse gibt, wurde nach nationalen und internationalen Best-Practice-Beispielen gesucht.

Material/Methoden: Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche in Medline (PubMed). Weiterhin wurde im Leitlinienregister der AWMF und in bekannten nationalen und internationalen Leitlinienentwicklungsmanualen nach Praxisbeispielen und methodischen Vorgaben gesucht.

Ergebnisse: Die Literaturrecherche in Medline ergab 4 Treffer, die entweder Praxisbeispiele (n=3) oder methodische Überlegungen zur Priorisierung von Forschungslücken (n=3) berichteten. Es wurden 17 deutsche Leitlinien identifiziert, die Forschungslücken, entweder als zusätzliche Forschungsempfehlungen in den jeweiligen Kapiteln oder in einem gesonderten Kapitel dezidiert darstellen. In keiner der Leitlinie wurde das Verfahren der Identifizierung und ggf. Priorisierung umfassend erläutert. Die Darlegung von Forschungslücken wird in 5 von 15 untersuchten internationalen Manualen als anstrebenswert aufgeführt, ohne explizite Vorgaben bzgl. konkreter Vorgehensweisen zu machen. In einem Manual (National Institute for Health and Care Excellence [NICE]) wird auf einen etablierten Prozess zur Zusammenstellung, Priorisierung und Weitergabe von Forschungslücken an Forschungsförderer sowie eine Datenbank von Forschungslücken verwiesen. Auch hier fehlen aber einheitliche methodische Vorgaben zur Identifizierung und Priorisierung der Forschungslücken.

Schlussfolgerungen: Es gibt keine national oder international etablierten Standards zur Identifikation und Priorisierung von Forschungslücken im Rahmen der LL-Erstellung. Eine Orientierung bietet das Vorgehen von NICE. Darüber hinaus können weitere Konzepte zur Prioritätensetzung von Forschungsfragen außerhalb von Leitlinienentwicklungsprozessen für die Entwicklung eines kriteriengestützten Prozesses berücksichtigt werden [1], [2].


Literatur

1.
Bryant J, et al. Health research priority setting in selected high income countries: a narrative review of methods used and recommendations for future practice. Cost Eff Resour Alloc. 2014;12:23.
2.
Robinson KA, Saldanha IJ, McKoy NA. Development of a framework to identify research gaps from systematic reviews. J Clin Epidemiol. 2011 Dec;64(12):1325-30.