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Reviews über Reviews. Vom Umgang mit zu viel Masse
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2017 |
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Hintergrund und Fragestellung: Werden Leitlinien auf der Basis aggregierter Evidenz erstellt, ergibt sich zunehmend das Problem, dass für eine Fragestellung mehrere Übersichtsarbeiten existieren. Am Beispiel einer Evidenzaufbereitung zum Thema „Telemedizin“ im Rahmen der Aktualisierung der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) Chronische Herzinsuffizienz wird untersucht, inwieweit sich die identifizierten Reviews in Bezug auf die eingeschlossenen Primärstudien unterscheiden.
Methoden: Systematische Recherche nach aggregierter Evidenz (Medline via Pubmed, Cochrane Database of Systematic Reviews, 2011–2016). In einer Matrix wurde dargestellt, welche Primärstudien in den Übersichtsarbeiten durch die jeweilige Suche identifiziert und eingeschlossen, begründet ausgeschlossen oder nicht gefunden worden waren.
Ergebnisse: Die systematische Recherche ergab nach dem Volltext-Screening 12 systematische Reviews und Meta-Reviews. Insgesamt waren 82 verschiedene RCT aus den Jahren 1998–2015 in die Übersichtsarbeiten eingeschlossen; die Anzahl der jeweils eingeschlossenen RCT reichte von 4 bis 41. Zwischen den einzelnen Reviews kam es trotz ähnlicher Suchstrategien zu starken Abweichungen bezüglich der Einschlüsse. Eine Arbeit fand mit ihrer Suchstrategie 78 von 82 Studien. Diese und nur eine weitere Arbeit machten detaillierte Angaben zu den ausgeschlossenen Studien und/oder zu den Gründen für den Ausschluss. Hier ließen sich die Abweichungen im Wesentlichen auf unterschiedliche prädefinierte Einschlusskriterien zurückführen. Nach der Bewertung mit AMSTAR zeigte sich, dass 4 qualitativ hochwertige Reviews (AMSTAR Score 7–11) aus den Jahren 2012–2015 alle auch in älteren Arbeiten genannten Studien berücksichtigten. Diese wurden für die Formulierung der Empfehlungen herangezogen. Auf die Extraktion und Bewertung der anderen Arbeiten wurde verzichtet.
Schlussfolgerung: Hochwertige systematische Übersichtsarbeiten sind für Leitlinien die Quellen mit dem höchsten Evidenzgrad. Die steigende Anzahl heterogener Reviews zum gleichen Thema erschwert jedoch die Ableitung von Empfehlungen. In der vorliegenden Untersuchung fanden alle identifizierten Primärstudien in den aktuellsten und methodisch hochwertigsten Arbeiten Berücksichtigung. Die Transparenz über Ausschlussgründe hat die Bewertung der Ergebnisse durch die Leitliniengruppe ermöglicht. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob dies ein praktikabler Weg ist, mit der zunehmenden Menge an aggregierter Evidenz umzugehen.