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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Detektion möglicherweise überflüssiger klinischer Studien und von “Research Waste”: Meta-epidemiologische Studie

Meeting Abstract

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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmV23

doi: 10.3205/17ebm009, urn:nbn:de:0183-17ebm0097

Veröffentlicht: 23. Februar 2017

© 2017 Storz-Pfennig.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Vor dem Hintergrund der erneut aktuellen Frage zu möglichem “Research Waste” – auch in Bezug auf klinische Studien am Menschen – war es das Ziel, herauszufinden ob sich mit einer hierzu geeigneten Methodik in wesentlichen klinischen Feldern möglicherweise überflüssige klinische Studien (und in welchem Ausmaß) finden lassen?

Methodik: Meta-Analysen aus 13 aktuellen Cochrane-Reviews in wesentlichen klinischen Feldern (z. KHK, Krebserkrankungen, psychiatrische Erkrankungen) wurden systematisch ermittelt. Es wurden kumulative Meta-Analysen und jeweils eine “Trial Sequential Analysis” (TSA) durchgeführt, um zu bewerten, ab welchem Zeitpunkt genügend Ergebnisse vorlagen um über einen Effekt oder dessen Abwesenheit entscheiden zu können. Später publizierte Studien wurden als potenziell unnötig betrachtet. Mit Sensitivitätsanalysen wurde u. a. geprüft, ob sich die Ergebnisse aufgrund einer ver-zögerten Wahrnehmung von Erkenntnisständen erklären lassen.

Ergebnisse: In 8/13 Fällen, wurden möglicherweise unnötige Studien detektiert, im Ausmass von 12 bis 89% von Studienteilnehmern, die vermutlich nicht hätten in Studien eingeschlossen werden müssen (gemesssen an allen Teilnehmern aller Studien in der jeweiligen Analyse). In dreien dieser Fälle mit einem hohen Anteil (69-89%) möglicherweise unnötiger Studien ergaben sich keine wesentliche anderen Befunden, wenn nur Studien publiziert nach 3 oder 5 Jahren, nachdem bereits ein ausreichender Erkenntnisstand erreicht war, berücksichtigt wurden.

Schlussfolgerungen: Die Sinnhaftigkeit (zusätzlicher) Studien sollte in der Zukunft kritischer geprüft werden. Kumulative Analysen sollen häufiger in systematischen Übersichtsarbeiten genutzt werden. Forschungspolitisch sollte über Instrumente nachgedacht werden, die es verhindern dass unnötige Studien durchgeführt werden – zu Gunsten von dringend benötigten, klinischen Studien.


Literatur

1.
Clarke M, Brice A, Chalmers I. Accumulating research: a systematic account of how cumulative meta-analyses would have provided knowledge, improved health, reduced harm and saved resources. PloS one. 2014;9:e102670.
2.
Thorlund K, Engstrøm J, Wetterslev J, Brok J, Imberger G, Gluud C. User manual for Trial Sequential Analysis (TSA). Copenhagen: Copenhagen Trial Unit; 2011.
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Clarke M, Hopewell S, Chalmers I. Reports of clinical trials should begin and end with up-to-date systematic reviews of other relevant evidence: a status report. Journal of the Royal Society of Medicine. 2007;100:187-90