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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Diskrepante Ergebnisse bei Randomisiert kontrollierten Studien, Systematic Reviews und Metanalysen zu identischen Fragestellungen – Wie kann das sein?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Andreas Sönnichsen - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Christina Sommerauer - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Anja Rieckert - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Lisa Schlender - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • author Yolanda Martinez - NIHR School for Primary Care Research, University of Manchester, Manchester, Vereinigtes Königreich
  • author Anna Renom Guiteras - Department of Geriatrics, University Hospital Parc de Salut Mar, Barcelona, Spanien

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmV14

doi: 10.3205/17ebm004, urn:nbn:de:0183-17ebm0043

Veröffentlicht: 23. Februar 2017

© 2017 Sönnichsen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Für das Projekt „Polypharmacy – Reduction of Inappropriate Medication and Adverse drug events by electronic Decision Support” (PRIMA-eDS) führten wir systematische Übersichtsarbeiten (SR) durch, um Empfehlungen zum Absetzen von Medikamenten bei älteren Patienten zu erstellen, die dann in eine elektronische Entscheidungshilfe für Hausärzte integriert wurden. Bei der Erstellung dieser Reviews viel auf, dass vorhandene SR, randomisiert kontrollierte Studien (RCT) und Beobachtungsstudien (OS) bei identischen Fragestellungen zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Wir gingen daher der Frage nach, welche Faktoren die diskrepanten Aussagen bedingen.

Methodik: Wir führten 5 SR durch, um die aktuelle Studienevidenz hinsichtlich der Verordnung von Betablockern, Thrombozytenaggregationshemmern, Oralen Antikoagulantien, Thiaziddiuretika und Gliptinen bei älteren Patienten zu analysieren. Durch vergleichende Datenextraktion wurden diskrepante Studienergebnisse identifiziert. Sodann erfolgte eine Analyse der Ursachen der Diskrepanzen auf Basis eines Qualitätsassessments mittels AMSTAR und Cochrane Collaboration’s tool for assessing risk of bias.

Ergebnisse: Es zeigten sich Diskrepanzen hinsichtlich der eingeschlossenen Primär- und Sekundärstudien bedingt durch erhebliche Qualitätsmängel für alle fünf Gruppen von Medikamenten. Für Thiaziddiuretika fand sich kein verwertbarer SR für ältere Menschen. Von den 12 identifizierten RCT konnte nur einer als qualitativ hochwertig eingestuft werden. Für Thrombozytenaggregationshemmer wurden 23 SR, 14 RCT und 3 OS gefunden. Nur 3 der SR und keiner der RCT und OS wies hohe Studienqualität auf. Für Gliptine fanden wir einen SR, 13 RCT und 4 OS. Nur zwei RCT waren von hoher Qualität. Für Betablocker wurden ein SR und 4 RCT identifiziert. Keine dieser Studien war von hoher Qualität. Für VKA/NOAK fanden wir 31 SR, von denen nur zwei qualitativ hochwertig waren. Insgesamt wiesen nur 8 der 110 von uns in diese Analyse inkludierten wissenschaftlichen Arbeiten hohe Qualität auf (7,3%).

Schlussfolgerungen: Wissenschaftliche Arbeiten in der medizinisch-klinischen Arzneimittelforschung weisen gravierende Qualitätsmängel auf, wodurch es bei identischen Fragestellungen zu diskrepanten Bewertungen kommt. Dies führt nicht nur zu einer erheblichen Gefährdung von Patienten, sondern auch zu einer inakzeptablen Vergeudung von Ressourcen, sowohl im wissenschaftlichen als auch im klinischen Bereich.