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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Sichere Arzneimitteltherapie an der sektoralen Schnittstelle – eine Befragung Berliner Hausärzte zu der Entlassungsmedikation im Arztbrief

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Henning Adam - Berlin School of Public Health, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Wilhelm Niebling - Lehrbereich Allgemeinmedizin, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Breisgau, Freiburg i. Breisgau, Deutschland
  • Gisela Schott - Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Berlin, Deutschland

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmP12b

doi: 10.3205/14ebm126, urn:nbn:de:0183-14ebm1266

Veröffentlicht: 10. März 2014

© 2014 Adam et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Informationen zur Arzneimitteltherapie im Arztbrief sind Grundlage der Arzneimittelverordnung von Hausärzten nach Krankenhausentlassung ihrer Patienten. Sie sollen eine kontinuierliche Arzneimitteltherapie am Übergang von stationärer in ambulante Behandlung gewährleisten. Internationale Studien zeigen jedoch, dass Hausärzte über die Entlassungsmedikation (EM) verspätet informiert werden und relevante Informationen (z. B. zu Änderungen des Medikationsplans) fehlen. Dies gefährdet die Arzneimitteltherapiesicherheit der Patienten und erhöht das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Ziel dieser Studie war es, die Zufriedenheit deutscher Hausärzte mit Qualität und Übermittlung der EM zu ermitteln, da aktuelle Daten hierzu fehlen.

Methode: In einem postalischen Survey wurden 516 Berliner Hausärzte angeschrieben und befragt,

  • wann und wie die EM ihnen übermittelt wird,
  • wann und wie sie die Übermittlung der EM wünschen,
  • wie häufig in den Arztbriefen Angaben zu Änderungen des Medikationsplans, zu Gründen für diese Änderungen und zu pharmazeutischen Hinweisen gegeben werden,
  • wie wichtig diese Angaben für sie sind.

Ergebnisse: 117 Hausärzte beantworteten den Fragebogen (Rücklaufquote 23%). Am häufigsten wurde die EM am Tag der ersten Konsultation des Hausarztes nach Krankenhausentlassung durch den Patienten selbst übermittelt (91% bzw. 84% sehr häufig/häufig). Allerdings gaben 1/3 der Hausärzte an, die EM sehr häufig oder häufig erst nach der ersten Konsultation zu erhalten (31%).

Mehr als 2/3 der Hausärzte wünschte sich die Übermittlung der EM noch vor der ersten Konsultation (73%). Hierbei präferierte die Mehrheit die elektronische Übermittlung per Fax (46%) oder E-Mail (9%).

Fast die Hälfte der Hausärzte gab an, dass in den Arztbriefen Informationen zu Änderungen des Medikationsplans und Begründungen hierzu fehlten (43% bzw. 42% selten/nie). Pharmazeutische Hinweise wurden sogar noch seltener gegeben (71% selten/nie). Dabei bewerteten nahezu alle Hausärzte Angaben zu diesen Punkten als sehr wichtig oder wichtig (96%, 99% bzw. 94%).

Schlussfolgerung: Hausärzte wünschen sich eine frühzeitigere und elektronische Übermittlung der EM unter systematischer Angabe von Änderungen des Medikationsplans, Gründen hierfür und pharmazeutischen Hinweisen. Die Berücksichtigung dieser Wünsche könnte die kontinuierliche und sichere Arzneimitteltherapie von Patienten an der sektoralen Schnittstelle verbessern und unerwünschten Arzneimittelwirkungen vorbeugen.