Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin
Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.
13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)
Grußwort des Kongresspräsidenten und der Ersten Vorsitzenden des DNEbM
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Prävention von Krankheiten und deren Risikofaktoren ist grundsätzlich positiv konnotiert und zweifelsohne en vogue – nicht nur politisch durch das neuerlich von einer deutschen Bundesregierung angestrebte Präventionsgesetz.
Um einige Beispiele zu nennen: Der Check-up 35 wird im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen geführt, dies trotz vorliegender Evidenz zum fehlenden Nutzen. Gesunder Lebensstil wird zur Vermeidung fast aller chronischen Krankheiten und deren Komplikationen empfohlen. Die erste randomisierte kontrollierte Studie zur Prävention von kardiovaskulären Komplikationen durch Lebensstilmaßnahmen bei Menschen mit Diabetes und Übergewicht wurde kürzlich wegen fehlender Wirksamkeit nach ca. 10 Jahren Beobachtungszeit abgebrochen. Etliche Screeningprogramme sind inzwischen regelhaft im Gesundheitssystem verankert. Nicht alle sind wissenschaftlich begründet und oft ist unklar, ob die Bürger tatsächlich profitieren.
Das Thema der Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin bewegt sich also in einem Spannungsfeld zwischen besten Absichten, guten Wünschen und oftmals fehlendem wissenschaftlichem Nachweis zum populationsbezogenen Nutzen. Nicht nur Individual- oder Verhaltensprävention soll jedoch Thema sein, sondern insbesondere auch die Verhältnisprävention, eine ungerechtfertigter Weise vernachlässigte Determinante von Gesundheit und Krankheit.
Die Evidenzbasierte Medizin kann uns helfen, Klarheit und Sachlichkeit in die Diskussion um Prävention und Präventionsprogramme zu bekommen. Das Netzwerk möchte sich auf seiner Jahrestagung im März 2014 zum Beispiel umfassend den Fragen stellen, ob die etablierten oder die im Gesetz vorgeschlagenen Präventionsstrategien für die Zielgruppen Kinder und Senioren, Arbeitnehmer im Rahmen der betrieblichen Prävention und Bürger im öffentlichen Gesundheitswesen mit angemessener Evidenz hinterlegt sind, wie Verhältnisprävention am besten beforscht und implementiert werden kann und wie Kommunikationsprozesse zu präventiver Evidenz zu gestalten sind.
Vertreter/-innen der Medizin, Pflege, Therapieberufe, Hebammen bzw. ihrer Bezugswissenschaften sind eingeladen, die folgenden Themen zu diskutieren:
- Evidenzbasierung der Ziele und Maßgaben des bundesdeutschen Präventionsgesetzes
- Informierte selbstbestimmte Entscheidungsfindung über präventive Maßnahmen
- Methoden und Designs der Untersuchung von Verhältnisprävention
- Entscheidung des Individuums oder gesellschaftliche Verpflichtung? Darf es einen Zwang zur Prävention geben?
- Gesundheitssystementscheidungen zur Prävention
- Pflege- und therapiewissenschaftliche präventive Maßnahmen
- Kommunikation über Evidenz in der Prävention
- Soziale Ungleichheit
- Kosteneffektivität von Prävention
Neben den Beiträgen zum Schwerpunktthema Prävention soll weiteren aktuellen Themen der EbM ausreichend Raum gegeben werden.
Wir freuen uns auf Ihre Beiträge und den Diskurs mit Ihnen!
Johann Behrens Kongresspräsident |
Gabriele Meyer Erste Vorsitzende des DNEbM |