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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Die Funktion Pflegender bei der Gesundheitsversorgung von Personen mit Myokardinfarkt – Ergebnisse einer Fallrekonstruktion

Meeting Abstract

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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmP11d

doi: 10.3205/14ebm120, urn:nbn:de:0183-14ebm1203

Veröffentlicht: 10. März 2014

© 2014 Lorenz et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Der Myokardinfarkt (MI) stellt eine der häufigsten Diagnosen in Krankenhäusern dar und die davon Betroffenen sollen durch multiprofessionelle Interventionen unterstützt werden, um die bestmögliche Gesundheit und soziale Integration wieder zu erlangen [1]. Da der entsprechende Beitrag der Pflege als Profession jedoch kaum konkretisiert ist, wurde in vorliegender Fallanalyse der Frage nachgegangen, welche Funktion Pflegenden bei der Gesundheitsversorgung von MI-Betroffenen zukommt.

Material/Methodik: Um die Strukturmerkmale der Handlungspraxis offen zu legen, wurde mittels Sequenz-analyse der Objektiven Hermeneutik [2] eine Fallrekonstruktion durch-geführt. Dazu wurde auf einer kardiologischen Station eines Universitätsklinikums eine MI-Betroffene exemplarisch ausgewählt und insgesamt 9 Gespräche zwischen ihr und Pflegenden digital aufgezeichnet.

Ergebnisse: Die Analyse der Gespräche zeigte, dass die MI-Betroffene ihre krisenhafte Situation offenbar nicht eigenständig zu bewältigen vermag und professionalisierter Hilfe bedarf. In Anbetracht dessen achten die Pflegenden ausdrücklich auf die Autonomie der Patientin. Dies geht zum Beispiel aus der Sequenz hervor, in welcher mit „Stürzt zwar ‘ne kleine Welt zusammen, gell?“ die Möglichkeit zur Selbstklärung eröffnet wird, worauf die MI-Betroffene mit „Ja, alles stürzt grad, ja.“ auch zum Ausdruck bringt, in welch einer erschütternden Situation sie sich befindet.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Fallrekonstruktion weisen darauf hin, dass die Pflegepraxis in Bezug auf MI-Betroffene Ansätze professionalisierten Handelns umfasst, insbesondere hinsichtlich des Respekts vor der Autonomie der Lebenspraxis, wodurch eine professionalisierte Pflegepraxis im Sinne von Evidence-based Nursing [3] grundsätzlich gekennzeichnet ist. In Anbetracht dessen sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die Funktion der Pflegenden im Team der Gesundheitsversorgung von MI-Betroffenen genauer zu spezifizieren.


Literatur

1.
BÄK, KBV & AWMF. Nationale Versorgungsleitlinie Chronische KHK. Version 1.13. 2012.
2.
Oevermann U. Die Methode der Fallrekonstruktion in der Grundlagenforschung sowie der klinischen und pädagogischen Praxis. In: Kraimer K, Hrsg. Die Fallrekonstruktion. Frankfurt am Main: Suhrkamp; 2000. S. 58-156.
3.
Behrens J, Weber A, Schubert M. Von der fürsorglichen Bevormundung über die organisierte Unverantwortlichkeit zur professionsgestützten selbstbestimmten Teilhabe. Opladen: Budrich; 2012.