gms | German Medical Science

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Ergebnisse einer systematischen Übersichtsarbeit zum Vergleich von Röntgen und Ultraschall zur Frakturdiagnostik bei Kindern

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Christoph Katzer - Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • author Jürgen Wasem - Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • author Ole Ackermann - Evangelisches Krankenhaus Oberhausen, Essen, Deutschland
  • author Kolja Eckert - Elisabeth-Krankenhaus Essen, Essen, Deutschland
  • author Barbara Buchberger - Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmP5f

doi: 10.3205/14ebm077, urn:nbn:de:0183-14ebm0778

Veröffentlicht: 10. März 2014

© 2014 Katzer et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Fragestellung: Unterarmfrakturen machen 55% aller Frakturen im Kindesalter aus. Diagnosen werden standardmäßig mithilfe von Röntgenuntersuchungen gestellt. Alternativ dazu könnten durch sonographische Untersuchungen Strahlenexpositionen vermieden und möglicherweise Kosten, Untersuchungszeit und Schmerzen reduziert werden.

Methoden: Eine systematische Recherche nach diagnostischen Studien und Reviews wurde in den Datenbanken EMBASE, Medline und der Cochrane Library durchgeführt. Zielparameter waren die diagnostische Genauigkeit, Kosten und Dauer der Untersuchungen sowie die Erfassung von Schmerz. Die methodische Qualität der Studien wurde mithilfe von QUADAS-2 bewertet. Zusätzlich erfolgte eine Kostenstellenrechnung auf der Grundlage von Originaldaten einer Klinik der Regelversorgung im Ruhrgebiet mit 600 Betten unter Einbeziehung von Personal- und Materialkosten, Umlagen und Abschreibungen.

Ergebnisse: Durch die Literaturrecherche konnten acht Diagnosestudien und zwei Übersichtsarbeiten identifiziert werden. Das Verzerrungspotenzial von je vier Studien wurde als gering und mittel eingestuft. Kritikpunkte waren im Wesentlichen fehlende Verblindungen und unzureichende Beschreibungen der Studiendesigns.

Die Studienpopulationen umfassen 26 bis 115 Patienten im Alter von 0-21 Jahren. Die Sensitivitäten liegen zwischen 64% und 100%, die Spezifitäten zwischen 73% und 100%. Die Sensitivität ist bei sechs, die Spezifität bei sieben Studien größer 90%.

Bei Chaar-Alvarez et al., 2011 wurde eine durchschnittliche Zeitersparnis von 25 Minuten sowie die Reduzierung von Schmerzen von 1,7 auf 1,2 Punkte auf einer visuellen Analogskala (0-5 Punkte) durch die Verwendung von Ultraschall- statt Röntgenuntersuchungen ermittelt. In zwei weiteren Studien wird von schmerzfreien Sonographien berichtet.

Die Kostenstellenrechnung ergab 7,03€ für eine Ultraschallaufnahme und 5,99€ für ein Röntgenbild was einer Kostendifferenz von 17% entspricht. Lokale Spezifika wie das Fehlen einer Chefarztstelle in der Radiologie und unterschiedliche Nutzungshäufigkeiten der Geräte beeinflussen die Rechnung.

Schlussfolgerungen: Hinweise auf eine diagnostische Vergleichbarkeit der Verfahren sind gegeben. Zusätzliche Erhebungen mit adäquater Fallzahlplanung zur Bestimmung von Äquivalenz oder Noninferiorität und Daten zu Schmerzen, Untersuchungsdauer und Kosten sind notwendig. Weiterhin sollte das Rechnungsmodell auf die zeit- und damit kostenrelevanten Bereiche der Untersuchung und Behandlung erweitert werden.