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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Gründe von Frauen, über das erste Lebensjahr ihrer Kinder hinaus zu stillen: eine explorative Studie

Meeting Abstract

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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmP5e

doi: 10.3205/14ebm076, urn:nbn:de:0183-14ebm0768

Veröffentlicht: 10. März 2014

© 2014 Wehrstedt.
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Hintergrund: Die WHO empfiehlt auf Grund multipler nachgewiesener gesundheitlicher Vorteile, zwei Jahre oder länger zu stillen. Eine Literaturrecherche zum Thema „Stillen im Kleinkindalter“ zeigte auf, dass die Gründe, warum sich Frauen im westlichen Kontext entscheiden, mehr als ein Jahr zu Stillen, weitgehend unbekannt sind. Aus Deutschland wurden keine Studien zum Thema gefunden.

Ziel: Die Gründe von Müttern in Bayern, Deutschland, zu erforschen, länger als ein Jahr zu stillen.

Designs und Methoden: Eine qualitative explorative Studie untersuchte das Thema, um Einblicke in persönliche Gründe für und Praktiken zum Stillen im Kleinkindalter zu bekommen. Mittels eines zielgerichteten Stichprobenverfahrens wurden acht Frauen aus Bayern gewonnen, die zur gegebenen Zeit ein Kind stillten, das älter als ein Jahr war. Daten wurden zwischen November 2012 und Januar 2013 erhoben in Form teilstrukturierter Interviews. Diese wurden durch induktive thematische Analyse nach Braun und Clarke analysiert.

Ergebnisse: Fünf Hauptthemen wurden aus den Daten entwickelt: „Gefühle“, „Wissen, Pläne und positive Erfahrungen“, „Soziales und kulturelles Umfeld“ sowie „Stillpraxis und Elternschaft“. Positive Erfahrungen und Gefühle, Selbstvertrauen, das persistierende Stillbedürfnis der Kinder, diverse Formen an Unterstützung und Peergroups und waren Hauptgründe für die Fortführung des Stillens über das erste Jahr hinaus. Vorwissen, Pläne zum Stillen und Erwerb von weiterem Wissen waren hilfreich, aber keine unabhängigen Gründe. Die Mütter verbanden ein komplexes Verständnis von Elternschaft, das sogenannte „Attachment Parenting“, mit längerem Stillen. Häufige negative Einflüsse waren ein negativ eingestelltes kulturelles Umfeld sowie ein Mangel an Unterstützung durch nahestehende Personen.

Schlussfolgerung: Viele Aspekte tragen zur Entscheidung bei, ob über das erste Jahr hinaus gestillt wird, darunter positive Gefühle, Erfahrung, Selbstvertrauen, sowie eine unterstützende soziale und kulturelle Umgebung. Das legt nahe, dass dauerhafte Unterstützung weit über die Anfangszeit des Stillens hinaus essentiell ist. Gesundheitsfachpersonen, die mit Müttern und Kindern arbeiten, sollten sich dessen bewusst sein und bei Bedarf Unterstützung anbieten. Darüber hinaus sollten Mütter dazu ermutigt werden, Peergroups beizutreten. Die Partner und das soziale Umfeld der Mütter sollten in Programme zur Stillförderung mit einbezogen werden.