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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Welche Leitlinien (LL) sollen in eine LL-Synopse eingeschlossen werden? – Vergleich zweier Vorgehensweisen am Beispiel des Schädelhirntraumas (SHT)

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Peggy Prengel - IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland
  • author Stefanie Bühn - IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland
  • author Monika Becker - IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland
  • author Michaela Eikermann - IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland
  • author Dawid Pieper - IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmP3b

doi: 10.3205/14ebm057, urn:nbn:de:0183-14ebm0579

Veröffentlicht: 10. März 2014

© 2014 Prengel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: LL-Synopsen zeigen neben Versorgungsstandards auch Lücken und Diskrepanzen in der Darstellung von LL auf. Im Regelwerk der AWMF wird auch bei der Erstellung einer S2e oder S3 LL eine systematische Recherche nach bereits vorhandenen LL gefordert. In beiden Fällen erscheint es sinnvoll, nur LL mit einem gewissen Mindeststandard zu berücksichtigen. Hierfür können zur Einstufung Klassifikationssysteme verwendet werden. Ziel dieser Arbeit ist es, die S-Klassifikation der AWMF mit den Kriterien für eine evidenzbasierte LL, die das IQWiG zur LL-Synopse verwendet, hinsichtlich Quantität und Qualität der LL zu vergleichen.

Methoden: Im Rahmen der Aktualisierung der S3 LL Polytrauma wurde eine Recherche in Leitliniendatenbanken und bei fachübergreifenden und fachspezifischen Leitlinienanbietern durchgeführt. Eingeschlossen wurden englisch- und deutschsprachige LL, aus den Jahren 2009–2013, die sich auf Erwachsene bezogen. Die LL wurden von zwei Personen unabhängig nach den IQWIG-Kriterien als evidenzbasiert oder nicht, und nach dem AWMF Kurzschema in S2e und S3 eingeteilt. In einem weiteren Schritt bewerteten drei Gutachter unabhängig die methodische Qualität aller LL mit Hilfe des AGREE II-Instruments.

Ergebnisse: Von 1040 Treffern wurden 14 LL zum SHT als evidenzbasiert nach den IQWIG-Kriterien eingestuft. Alle diese LL erfüllten auch die S2e Kriterien der AWMF. Hiervon erfüllten 7 LL zusätzlich die S3 Kriterien. In der AGREE-Bewertung wurden Unterschiede in der Qualität der LL deutlich. Der jeweilige Domänendurchschnittswert der S3 LL ist zumeist um ca. 0,2 Punkte höher verglichen mit allen 14 LL und ca. 0,4 Punkte höher als der der S2e LL. Bei den S2e LL fällt auf, dass sie im Vergleich zu den S3 LL in den Kategorien Beteiligung von Interessensgruppen (0,17 vs. 0,69 Punkte) sowie Anwendbarkeit (0,08 vs. 0,48 Punkte) besonders schlecht abschneiden.

Schlussfolgerung: Die Wahl der Klassifikation hat einen wesentlichen Einfluss auf Anzahl als auch Qualität der einzuschließenden LL. Der alleinige Einschluss von S3 LL in eine LL-Synopse würde die Zahl der LL von 14 auf 7 reduzieren. Die methodische Qualität der S3 LL ist im Vergleich zu den S2e LL deutlich besser. Obwohl unsere Analyse in weiteren Indikationen wiederholt werden muss, erscheint die Wahl der Klassifikation als eine wichtige Stellschraube, um Einfluss auf Anzahl und Qualität der einzuschließenden LL zu nehmen.