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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Informiert oder überredet: Narrative in Gesundheitsinformationen

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Julia Lühnen - Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • author Martina Albrecht - Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Anke Steckelberg - Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmP1a

doi: 10.3205/14ebm040, urn:nbn:de:0183-14ebm0402

Veröffentlicht: 10. März 2014

© 2014 Lühnen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Erfahrungsberichte von Patienten werden zunehmend in Gesundheitsinformationen eingesetzt. Kritiker befürchten jedoch den überredenden Einfluss von Narrativen. Im Rahmen einer Leitlinienentwicklung wurde untersucht, welche Effekte ergänzende Narrative in Gesundheitsinformationen auf relevante kognitive Endpunkte haben.

Methoden: Es wurden systematische Literaturrecherchen in den Datenbanken PubMed, Cochrane Library, PSYNDEX, PsycINFO, CINAHL, Campell Collaboration und DIMDI durchgeführt (bis Okt. 2013) und die Referenzlisten relevanter Übersichtsarbeiten gesichtet. Eingeschlossen wurden RCTs und systematische Übersichtsarbeiten, die Narrative als Ergänzung zu Gesundheitsinformationen untersuchen. Die methodische Qualität wurde mit dem Risk of Bias Instrument bewertet. Die Bewertung der gesamten Evidenz erfolgte nach GRADE. Die Ergebnisse wurden in Evidenztabellen zusammengefasst. Die Datensynthese erfolgt deskriptiv.

Ergebnisse: Von über 10000 Treffern wurden 105 Volltexte eingesehen und 19 Arbeiten in die Analyse eingeschlossen. Zusätzlich zu den prädefinierten Endpunkten (mit unterschiedlichen Methoden erhoben) wurde der adverse Endpunkt „persuasiveness“ (operationalisiert als hypothetische Entscheidung) aufgenommen. Die Qualität der Evidenz liegt im Mittel im niedrigen Bereich.

Ergebnisse für die Endpunkte: Wissen (4 Studien): kein Effekt; Informationswiedergabe (4 Studien): drei kein Effekt, in einer Studie etwas häufiger gültige Antworten (71% vs. 59%; p<0,001); Risikowahrnehmung (9 Studien, in nur 2 Studien wurde das tatsächliche Risiko als Vergleichsgröße herangezogen): 6 Studien kein Effekt; 2 Studien Effekt: 2,95±1,36 vs. 2,79±1,38, p=0,04 (Skala 1-7). Eine Studie zeigt einen Effekt für statistische Informationen: 3,54±0,52 vs. 3,70±0,55; p<0,05 (Skala 1-5; stimme zu – stimme gar nicht zu); „Persuasiveness“(7 Studien): alle Studien zeigen einen Effekt hinsichtlich der Beeinflussung der Entscheidungen.

Schlussfolgerung: Ein Nutzen auf kognitive Endpunkte durch ergänzende Narrative in Gesundheitsinformationen lässt sich nicht belegen. Eine überredende Wirkung ist hingegen belegt. Vom Einsatz von Narrativen wird daher abgeraten.