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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Der Körper und seine Bewegung zum Herstellen von Therapie und Kommunikation

Meeting Abstract

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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmE1e

doi: 10.3205/14ebm023, urn:nbn:de:0183-14ebm0230

Veröffentlicht: 10. März 2014

© 2014 Engelke-Herrmannsfeldt.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Die Physiotherapie entwickelt sich zu einer Handlungswissenschaft, in der die Interaktionsprozesse bedeutende Aspekte übernehmen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, physiotherapeutischer Fachliteratur zu untersuchen, mit Blick auf die Vermittlung körperlicher Fähigkeiten, zur Gestaltung der Interaktion in kommunikativ schwierigen Situationen. Und zwar erstens durch die Analyse und Beschreibung von inneren und äußeren Vorgängen, die der Entstehung von körperlicher Gesten und Ausdruckformen in kommunikativ schwierigen Situationen vorausgehen. Und zweitens durch die Untersuchung des körperlichen Verhaltens von erfahrenen Experten, wie es durch Text und Bild inszeniert wird.

Methode: Zur Bearbeitung der Zielstellung fand im ersten Schritt der Arbeit eine systematische Untersuchung von Publikationen aus dem Fachbereich der Physiotherapie und den angrenzenden Bezugswissenschaften, auf Grundlage der Texthermeneutik statt. Der zweite Schritt der Untersuchung fokussierte die textliche und fotografische Darstellung der Körpersprache von erfahrenen Lehrphysiotherapeuten, wie sie in Lehrbüchern zu finden ist. Für die Datenerhebung wurden knapp 2000 Fotografien, nach Verfahrensprinzipien der seriell-ikonografischen Fotoanalyse untersucht. Sowie ca. 20 Fallbeschreibende Texte, nach Prinzipien der Sequenzanalyse untersucht. Die Auswertung der Daten fand auf Grundlage der Grounded Theory statt.

Ergebnisse: Anhand des Mediums Bild und Text können typische körperliche Gesten und Ausdruckformen identifiziert werden, die dazu dienen in Interaktion mit dem Körper des Patienten zu treten und soziale Unterschiede herzustellen, auszudrücken und zu erhalten. Indem Text und Bild den Lehrphysiotherapeuten in einer den Patienten überwachenden Machtposition inszenieren, entsteht eine Differenz, zwischen dem, wie die Interaktion theoretisch sein soll, zu der Darstellung der Behandlung wie sie inszeniert wird.

Schlussfolgerung: Lehrbücher erfahrener Experten stellen ein wichtiges Medium in der Ausbildung von und zum Physiotherapeuten dar. Gerade Fotografien helfen die körperliche Haltung und das gestische Verhalten während der Behandlung nachzuvollziehen. Nicht nur die Wissenschaft muss sich geänderten Anforderungen stellen, sondern auch die Lehrbücher müssen sich diesen neuen Kriterien anpassen. Das bisherige System des Lehrbuches sowie die Inszenierung der Behandlungssituation bedürfen einer kritischen Reflexion und Prüfung.