gms | German Medical Science

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Krebsfrüherkennungsuntersuchungen im hohen Alter – Eine explorative Mixed-Methods-Studie zur Erfassung von Einstellungen und Motiven

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Kristine Jahnke - Abteilung Allgemeinmedizin, Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • author Doris Dolezil - Abteilung Allgemeinmedizin, Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • author Annekathrin Haase - Abteilung Allgemeinmedizin, Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • author Jens Thonack - Abteilung Allgemeinmedizin, Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • author Christin Löffler - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland
  • author Carsten Oliver Schmidt - Abteilung Study of Health in Pomerania - Klinisch-epidemiologische Forschung (SHIP-KEF), Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • author Jean-François Chenot - Abteilung Allgemeinmedizin, Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmB1d

doi: 10.3205/14ebm004, urn:nbn:de:0183-14ebm0045

Veröffentlicht: 10. März 2014

© 2014 Jahnke et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Das Risiko einer Krebserkrankung nimmt mit dem Alter zu. Doch der Nutzen von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen (KFU) bei älteren Menschen ist nicht gesichert. Die Inanspruchnahme bei Männern nimmt bis zum 70. Lebensjahr zu, während sie bei Frauen abnimmt. Ziel der Studie war es, Einstellungen älterer Menschen zu KFU und deren Motive für oder gegen eine Teilnahme an KFU zu untersuchen.

Methoden: Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen einer populationsbasierten, explorativen Mixed-Methods-Studie. 120 Bewohner des Landkreis Vorpommern-Greifswalds im Alter zwischen 69 und 90 Jahren wurden über eine stratifizierte Ziehung basierend auf den Daten des Einwohnermelderegisters postalisch rekrutiert. Teilnehmer mit kognitiven Einschränkungen und Krebserkrankungen wurden vorab ausgeschlossen. Basierend auf eines auf einer amerikanischen Studie basierenden Fragebogens wurden Einstellungen zu KFU mittels 5-stufiger Likerskalen erfasst. Die qualitative Datenerhebung zur Erfassung der Motive erfolgte durch leitfadengestützte Interviews, die in Anlehnung an die Grounded Theory ausgewertet wurden.

Ergebnisse: Von 630 angeschriebenen Bewohnern nahmen 64 Männer und 56 Frauen im Durchschnittsalter von 77 Jahren (SD ± 6) teil (Antwortrate 19%).Die Mehrheit stimmte zu, dass sie sich bis an ihr Lebensende auf Darm- (77%), Brust- (89%) und Prostatakrebs (89%) untersuchen lassen würden. Die Aussage, andere gesundheitliche Probleme seien wichtiger als KFU im höheren Alter lehnten 76% ab. Nur 7% stimmten der Aussage zu, nicht mehr lange genug zu leben um von KFU zu profitieren. Motive für die Teilnahme waren die Aufforderung durch Ärzte und das soziale Umfeld, Pflichtgefühl, Gewohnheit und Angst. Teilnehmer zweifelten kaum daran, dass KFU zu einer Lebensverlängerung führt. Nicht-Teilnehmer sahen keine Notwendigkeit, hatten kein Interesse an KFU oder hatten Angst. Zudem sahen sie keine Nachteile durch die Nicht-Teilnahme.

Schlussfolgerungen: Ältere Menschen zeigen ein hohes Vertrauen in KFU und ihre behandelnden Ärzte. Teilnehmer überschätzen den Nutzen der KFU sowie ihr Risiko an Krebs zu versterben. Selten wird eine informierte Entscheidung getroffen, bei der Vor- und Nachteile einer KFU gegeneinander abgewogen werden. Ältere sollten fair über mögliche Nutzen und Risiken einer KFU aufgeklärt werden. Die Berücksichtigung ihrer Lebenserwartung und individuellen Präferenzen sollten als Basis für die Entscheidung dienen.