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Arzneimitteltherapiesicherheit älterer Patienten – Die Problematik des Evidenzmangels und die Bedeutung potentiell inadäquater Medikation
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Veröffentlicht: | 11. März 2013 |
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Zielsetzung: Die aufgrund des demographischen Wandels wachsende Gruppe älterer Patienten über 65 Jahre ist die bedeutendste Zielgruppe der Pharmakotherapie. Jedoch werden ausgerechnet diese älteren Patienten aus Studien häufig ausgeschlossen. Eine an Leitlinien orientierte und korrekt erscheinende Pharmakotherapie birgt bei multimorbiden Patienten ein nicht zu unterschätzendes Gefährdungspotential.
Wegen ihrer pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Eigenschaften gelten zahlreiche Medikamente für ältere Menschen als potentiell inadäquate Medikation (PIM). Mit der PRISCUS-Liste [1] (lat. altehrwürdig), der FORTA-Einteilung [2] (fit for the aged) und den STOPP-Kriterien [3] (Screening Tool of Older Persons’ potentially inappropriate Prescriptions) stehen zum Bewerten von PIM drei unterschiedliche Kataloge zur Verfügung, die verschiedene Entstehungsgeschichten und Schwerpunkte haben.
Ziele der Untersuchung sind herauszufinden, (1) welche PIM wie häufig angewendet werden, (2) wie während des stationären Aufenthaltes am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) mit den PIM verfahren wird, (3) welche Bedeutung und Folgen ihr Einsatz hat bzw. welche PIM schwerwiegende Auswirkungen haben, (4) ob ein Zusammenhang zwischen den PIM nach PRISCUS, FORTA oder STOPP und der Aufnahmediagnose zu vermuten ist und (5) wie der Einsatz von PIM reduziert werden kann.
Methoden: Im Rahmen einer retrospektiven Erhebung, die im März 2012 nach Erteilen eines positiven Ethikvotums begonnen hat, sollen in mehreren Punktprävalenzanalysen am UKE 200 ältere Patienten bzw. mindestens 50 Patienten, die PIM erhalten, in die Untersuchung eingeschlossen werden. Die Medikation wird bei Aufnahme und Entlassung sowie während des stationären Aufenthaltes anhand der drei Kataloge PRISCUS, FORTA und STOPP analysiert. Darüber hinaus werden der Aufnahmegrund, alle Diagnosen sowie Daten zu Aufenthaltsdauer, Nierenfunktion und bisheriger Wohnsituation der Patienten erhoben. Die Daten werden pseudonymisiert in einer eigens erstellten Datenbank erfasst und deskriptiv ausgewertet.
Anhand der durch die Studie gewonnenen Informationen soll ein praxistaugliches Tool entwickelt werden, mit dessen Hilfe der Einsatz von PIM am UKE minimiert werden kann.
Literatur
- 1.
- Holt S, Schmiedl S, Thürmann PA. Potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen: Die PRISCUS-Liste. Dtsch Arztebl Int. 2010;107(31-32):543-51.
- 2.
- Wehling M, Burkhardt H. Arzneitherapie für Ältere. 2. Auflage. Berlin Heidelberg: Springer; 2011.
- 3.
- Gallagher P, Ryan C, Byrne S, Kennedy J, O'Mahony D. STOPP (Screening Tool of Older Person's Prescriptions) and START (Screening Tool to Alert doctors to Right Treatment). Consensus validation. Int J Clin Pharmacol Ther. 2008;46(2):72-83.