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Entscheiden trotz Unsicherheit: 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 16.03.2013, Berlin

Unzulängliche Datenlage trotz langjähriger Anwendung – Arthroskopische Reparatur der Rotatorenmanschettenruptur mittels Fadenanker

Meeting Abstract

Entscheiden trotz Unsicherheit. 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 15.-16.03.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ebmP114

doi: 10.3205/13ebm105, urn:nbn:de:0183-13ebm1052

Veröffentlicht: 11. März 2013

© 2013 Most-Ehrlein et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Eine Ruptur der Rotatorenmanschette (RM) kann konservativ oder operativ behandelt werden. Bei der operativen Therapie kommen sowohl die offene, die Mini-open als auch die arthroskopische RM-Rekonstruktion (aRM-R) zum Einsatz. Vor allem beim arthroskopischen Eingriff werden auf Grund der Operationstechnik i. d. R. sogenannte Fadenanker zur Fixation der RM an den Knochen verwendet. Mit der Einführung entsprechender Fadenankersysteme hat sich die aRM-R zunehmend etabliert und die offene RM-R, die lange Zeit als Goldstandard galt, zum Teil abgelöst.

Methoden: Ziel der Untersuchung war die Bewertung der aRM-R mit Fadenankern gegenüber anderen operativen Verfahren. Darüber hinaus sollten verschiedene Fadenankersysteme miteinander verglichen werden. Dabei wurden patientenrelevante Zielgrößen wie Heilungsgrad, Bewegungsgrad, Stabilität sowie operationsbedingte und Fadenanker-assoziierte Komplikationen berücksichtigt. Neben randomisierten Studien (RCTs) wurden auch prospektive klinische Studien mit paralleler Kontrollgruppe in die Nutzenbewertung einbezogen. Die systematische Literaturrecherche wurde im Mai 2012 in folgenden Datenbanken durchgeführt: Medline, EMBASE, EMBSE Alert, Cochrane Library sowie NHS CRD (HTA und DARE).

Ergebnisse: Lediglich eine Studie erfüllte die für diese Untersuchung definierten Einschlusskriterien. Der RCT schloss 110 Patienten ein und verglich die aRM-R unter Verwendung von metallenen Fadenankern mit der mit bioresorbierbaren Fadenankern [1]. Bezogen auf den DASH- und Constant-Murley Score (zur Beurteilung der Schulterfunktion) zeigten sich nach einer Nachbeobachtungszeit von ca. 2 Jahren keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen. Eine Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Fadenanker (als die in der Studie verwendeten) ist nicht ohne Weiteres möglich. Die Studie lieferte keine Aussagen zu weiteren patientenrelevanten Endpunkten wie etwaigen Komplikationen.

Diskussion: Trotz fast 10-jähriger Anwendung der Fadenankersysteme und steigender Fallzahlen wurden keine Studien höherer Evidenz im Vergleich zum Goldstandard (offene RM-R) gefunden. Nur eine Studie wurde identifiziert, die verschiedene Fadenankersysteme miteinander verglich und keine signifikanten Unterschiede zwischen den Systemen zeigte. Weitere relevante laufende Studien wurden nicht gefunden. Die Datenlage liefert daher keine ausreichende Sicherheit, um die Verwendung von Fadenankersystemen bei der aRM-R zu beurteilen.


Literatur

1.
Milano G, Grasso A, Salvatore M, Saccomanno MF, Deriu L, Fabbriciani C Arthroscopic rotator cuff repair with metal and biodegradable suture anchors: a prospective randomized study. Arthroscopy. 2010;26(9 Suppl):s112-s119.