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Entscheiden trotz Unsicherheit: 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 16.03.2013, Berlin

Sind Bonusprogramme in der GKV ein erfolgreicher Anreiz zur Prävention? Eine ökonomische Analyse der zweiten Drei-Jahres Evaluation der Barmer GEK

Meeting Abstract

  • corresponding author Stephanie Stock - Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE), Universität Köln, Köln, Deutschland
  • author Lisa Borsi - Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE), Universität Köln, Köln, Deutschland
  • author presenting/speaker Harald Schmidt - Department of Medical Ethics and Health Policy, University of Pennsylvania, Philadelphia, Vereinigte Staaten
  • author Klaus Möhlendick - Barmer BEK, Wuppertal, Deutschland
  • author Markus Lüngen - Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE), Universität Köln, Köln, Deutschland
  • author Guido Büscher - Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE), Universität Köln, Köln, Deutschland

Entscheiden trotz Unsicherheit. 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 15.-16.03.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ebmP105

doi: 10.3205/13ebm100, urn:nbn:de:0183-13ebm1007

Veröffentlicht: 11. März 2013

© 2013 Stock et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Zielsetzung: Seit 2004 können die GKV nach § 65a SGB V für die regelmäßige Teilnahme an gesundheitsfördernden Maßnahmen, Mitgliedern einen Bonus gewähren. Bonus-Zahlungen müssen aus Einsparungen und Effizienzsteigerungen finanziert werden, die sich aus den Programmen ergeben. Bonusprogramme können gesundheitsfördernd wirken und GKV weiterhin als Mittel der Wettbewerbs-Differenzierung dienen.

Diese Studie analysiert das Programm „aktiv pluspunkten“ der BARMER GEK. Bonuspunkte wurden u.a. für gesundheitsfördernde Maßnahmen wie Impfungen, Früherkennungsuntersuchungen, Teilnahme an Präventionskursen oder den Nachweis sportlicher Leistungen gewährt. Im ersten Evaluationszeitraum (2003–06) konnte aufgezeigt werden, dass derartige Bonusprogramme prinzipiell geeignet sind, Ausgaben zu senken und das gesetzlich geforderte Einsparungs-Kriterium zu erfüllen. Diese Studie suchte zu ermitteln, ob der Trend auch in den drei folgenden Jahren gegeben war.

Methoden: In einer retrospektiven Studie wurden die Kosten von 271.252 Bonusprogramm-Nutzern mit einer Kontrollgruppe über 3 Jahre verglichen. Matchingkriterien waren Alter, Geschlecht, Region, Versichertenstatus sowie Kostenkategorien (Krankenhaus, Arzneimittel, Krankengeldzahlungen, Präventionsleistungen, Rehabilitationsleistungen und Heilmittel).Kostendifferenzen zwischen den beiden Gruppen wurden mittels des Zweistichproben t-tests analysiert.

Ergebnisse: In der Interventionsgruppe ergab sich ein signifikanter Rückgang der Gesamtausgaben: Der Zuwachs der Leistungsausgaben für das Evaluationsjahr 2010 lag gegenüber dem Basisjahr 2007 signifikant unter dem analogen Wert der Kontrollgruppe (145,49 € pro Person; 90% KI:[125,51;165,46]; p<0,001). Selbst nach Berücksichtigung der Kosten des Bonusprogramms ließen sich durchschnittlich 114,54 € pro Person in der Interventionsgruppe für das Jahr 2010 einsparen.

Schlussfolgerungen und Diskussion: Auch für den zweiten Evaluationszeitraum konnte gezeigt werden, dass Bonusprogramme geeignet sind, Ausgaben zu senken. Die Einsparungen waren zudem groß genug, um die Programmkosten zu tragen. Längere Laufzeiten der Bonusprogramme könnten ggf. auch zu höheren Einsparungen führen, da bestimmte biomedizinische Effekte erst nach ca. 10 bis 15 Jahren ihre volle Auswirkung zeigen dürften. Die Interpretation der Ergebnisse sollte jedoch behutsam erfolgen, da es bei Programmen, die auf einer freiwilligen Einschreibung beruhen, durch einen Selektionsbias zu Verzerrungen kommen kann.


Literatur

1.
Büscher G, Stock S, Lüngen M. Evaluation des Bonusprogramms „aktiv pluspunkten” der Barmer-Ersatzkasse (Wuppertal) nach § 65a SGB Köln. 2008.
2.
Stock S, Schmidt HG, Buscher A, Gerber A, Drabik C, Graf M, Lungen M, Stollenwerk B. Financial incentives in the German Statutory Health Insurance: new findings, new questions. Health Policy. 2010;96(1):51-6.
3.
Schmidt H, Gerber A, Stock S. What can we learn from German health incentive schemes? British Medical Journal. 2009;339:b3504.