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Entscheiden trotz Unsicherheit: 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 16.03.2013, Berlin

Ist Tageschirurgie eine sichere Alternative zur stationären Behandlung? Eine systematische Übersichtsarbeit

Meeting Abstract

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Entscheiden trotz Unsicherheit. 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 15.-16.03.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ebmP102

doi: 10.3205/13ebm097, urn:nbn:de:0183-13ebm0971

Veröffentlicht: 11. März 2013

© 2013 Fischer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Während in zahlreichen Ländern (z.B. USA, UK oder Skandinavien) in einigen Indikationsbereichen fast ausschließlich tageschirurgisch behandelt wird, ist dies in anderen Ländern (z.B. Österreich, Deutschland) wesentlich seltener der Fall. Die Ursachen liegen vor allem in fehlenden finanziellen Anreizsystemen, systemischen Strukturen und weniger umfangreichen Wartelisten für Operationen.

Ziel der systematischen Übersichtsarbeit war es, Evidenz aus klinischen Studien zu sammeln, um Aussagen über die Wirksamkeit und Sicherheit tageschirurgisch erbrachter Operationen treffen zu können.

Methodik: Es erfolgte eine Beschränkung auf die in Österreich am häufigsten durchgeführten Operationen, die laut internationalem Länderüberblick prinzipiell auch tageschirurgisch erfolgen können: Kataraktoperation, Curretage, Arthroskopische Operation am Kniegelenk, Varizenentfernung, Cholezystektomie, Adenotomie, Parazentese, Karpal-Tunnel-Dekompression, Verschluss Inguinal- oder Femoralhernie, Entfernung von Osteosynthesematerial und Appendektomie.

Zu diesen Indikationen wurde eine systematische Literatursuche in verschiedenen Datenbanken durchgeführt. Insgesamt wurden 31 Studien für eine Datenextraktion ausgewählt.

Ergebnisse: Anhand der extrahierten Studien lässt sich ableiten, dass folgende Operationen sicher (und wirksam) sowohl tagesklinisch wie auch stationär für PatientInnen, die die Kriterien für einen tageschirurgischen Eingriff erfüllen, durchführbar sind: Kataraktoperationen, Arthroskopische OP am Kniegelenk (zumindest für vorderes Kreuzband), Varizenoperatinen (zumindest für Stripping), Cholezystektomie (laparoskopisch), Adenotomie und Verschluss einer Inguinalhernie.

Für die Entfernung von Osteosynthesematerial, Dekompression des Nervus medianus, Curretage, Paracentese und Appendektomie benötigt es weitere, insbesondere (randomisierte) kontrollierte, Studien oder große Beobachtungsstudien, um gesicherte Aussagen über die Sicherheit (und Wirksamkeit) eines tageschirurgischen Eingriffs treffen zu können, wenngleich sie in anderen Ländern durchaus häufig tageschirurgisch durchgeführt werden.

Es fehlen zusätzliche Studien zur für einen gesicherten Kostenvergleich zwischen tageschirurgischer und stationärer Operationen für alle elf betrachteten Leistungen.

Schlussfolgerungen: Auf Basis der Ergebnisse ist zu empfehlen, die tageschirurgischen Eingriffe für die genannten Indikationen in Ländern mit derzeit geringem Niveau an tageschirurgischen Leistungen zu forcieren.