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Entwicklung einer Liste potenziell inadäquater Medikation für ältere Menschen in Europa
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Veröffentlicht: | 11. März 2013 |
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Hintergrund: Einige Arzneimittel haben bei älteren Personen das Potenzial, vermehrt unerwünschte Arzneimittelwirkungen hervorzurufen. Diese so genannten potenziell inadäquaten Medikamente (PIM) sind oft durch andere Medikamente ersetzbar. PIM-Listen wurden in einigen Ländern erstellt, so auch in Deutschland mit der PRISCUS-Liste [1]. Die internationale Vergleichbarkeit der Listen ist aufgrund der unterschiedlichen Arzneimittelmärkte und Verordnungsgewohnheiten erschwert.
Ziel des Projektes ist 1) die Entwicklung und Konsentierung einer europäischen PIM-Liste und 2) die Validierung der PIM-Liste anhand der kürzlich erhobenen Medikamentendaten aus acht europäischen Ländern im Rahmen des EC 7th Framework RightTimePlaceCare (RTPC) Projekts.
Methode: Eine vorläufige PIM-Liste wurde erstellt basierend auf der PRISCUS Liste, weiteren internationalen PIM-Listen und einer systematischen Literaturrecherche. 35 Experten für klinische Pharmakologie und Pharmazie, Geriatrie, Allgemeinmedizin u.a. aus Estland, Finnland, Frankreich, Niederlande, Spanien, Schweden wurden rekrutiert; 14 dieser Experten wurden gebeten, weitere Vorschläge für die vorläufige PIM-Liste zu unterbreiten; 27 Experten nehmen derzeit teil an dem zweistufigen Delphi Survey zur Bewertung der Angemessenheit der Arzneimittel der vorläufigen PIM-Liste. Es werden auch Therapiealternativen und zusätzliche Medikationsempfehlungen dokumentiert.
Zu erwartende Ergebnisse: Der Delphi Survey wird im März 2013 abgeschlossen sein, die finale PIM-Liste wird im Juli 2013 vorliegen. Es folgt die Validierung der PIM-Liste anhand der Verschreibungsdaten im RTPC Sample mit ca. 2000 älteren Menschen mit Demenz.
Diskussion: Eine europäische PIM-Liste wird den Vergleich der Verschreibungsmuster zwischen den EU-Ländern ermöglichen [2]. Die Liste basiert auf externer Evidenz und Delphi Konsensus, der die externe Evidenz nicht konterkarieren, sondern Evidenzlücken überbrücken soll, aber auch die Akzeptanz der Liste bei den Anwendern steigern soll. Obwohl das Ziel der Liste die Ermittlung von PIM und nicht das individuelle Medikamentenassessment ist, kann die vorgeschlagene Liste mit ihren Therapiealternativen und Dosisanpassungen hilfreich bei der klinischen Entscheidungsfindung sein. Der klinische Impact von PIM-Listen auf die Verschreibungspraxis und Patienten-relevante Ergebnisse ist jedoch bislang unklar [3].
Literatur
- 1.
- Holt S, Schmiedl S, Thürmann PA. Potentially inappropriate medications in the elderly: the PRISCUS list. Dtsch Aerztebl Int. 2010;107:543-51.
- 2.
- Fialová D, Topinková E, Gambassi G, Finne-Soveri H, Jäonsson PV, Carpenter I, Schroll M, Onder G, Sørbye LW, Wagner C, Reissigová J, Bernabei R, for the AdHOC Project Research Group. Potentially inappropriate medication use among elderly home care patients in Europe. JAMA. 2005;293:1348-58.
- 3.
- Fiß T. Dreier A, Meinke C, van den Berg N, Ritter CA, Hoffmann W. Frequency of inappropriate drugs in primary care – analysis of a sample of immobile patients who received periodic home visits. Age Aging. 2011;40:66-73.