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Entscheiden trotz Unsicherheit: 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 16.03.2013, Berlin

Balance of Care – Ein machbares methodisches Vorgehen zur Generierung von Best Practice Empfehlungen für die Versorgung von Menschen mit Demenz in Europa?

Meeting Abstract

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Entscheiden trotz Unsicherheit. 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 15.-16.03.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ebmP57

doi: 10.3205/13ebm069, urn:nbn:de:0183-13ebm0695

Veröffentlicht: 11. März 2013

© 2013 Stephan et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Das EC 7th Framework Projekt RightTimePlaceCare (RTPC) intendiert die Entwicklung von Best Practice Empfehlungen für die Versorgung von Menschen mit Demenz, die sich in der Übergangsphase zwischen häuslicher Betreuung und stationärer Versorgung befinden. Im Gegensatz zu Praxisleitlinien haben Best Practice Empfehlungen eher Implikationen auf politischer Ebene und bei der strategischen Versorgungsplanung. Best Practice ist jedoch weder verbindlich definiert, noch gibt es ein validiertes methodisches Vorgehen zur Generierung entsprechender Empfehlungen. Diese sind häufig konsensbasiert mit unklarer Bezugnahme auf externe Evidenz oder direkte Handlungsimplikationen fehlen.

Methode: Das RTPC-Konsortium hat sich für den Balance of Care (BoC) Ansatz entschieden. BoC wurde vom RTPC-Konsortialpartner in UK entwickelt und in Studien in UK [1] und Kanada erprobt. Ein multinationales BoC-Projekt ist erstmalig. Das methodische Vorgehen umfasst folgende Schritte:

1.
Ermittlung von 14 typischen Fällen aus der Analyse standardisierter Interviews mit 2014 Menschen mit Demenz und ihren pflegenden Angehörigen in 8 EU-Ländern. Dabei war die Häufigkeitsverteilung folgender definierter Merkmalsausprägungen leitend: kognitiver Status (MMST), Beeinträchtigung der Aktivitäten des täglichen Lebens (Katz-Index), neuropsychiatrische Symptome (NPI-Q), Lebenssituation der Person mit Demenz (alleine/nicht alleine) sowie Belastungserleben des pflegenden Angehörigen (Zarit Burden Index).
2.
Übersetzung der typischen Fälle in realistische Fallvignetten zur Lebenssituation von Menschen mit Demenz in Europa.
3.
Erstellung von Versorgungsplänen zum bestmöglichen Versorgungsarrangement durch Expertenpanels (n≥18 je Land in 5–6 Kleingruppen).
4.
Übersetzung der Ergebnisse ins Englische und Zusammenführung der Empfehlungen aus den teilnehmenden Ländern.
5.
Beurteilung der Umsetzbarkeit durch das RTPC-Advisory Board unter Einbeziehung von Kostenfaktoren auf Länder- und EU-Ebene.

Erarbeitungsstand: Derzeit Durchführung der Expertenpanels in 8 EU-Ländern.

Ausblick: Der BoC-Ansatz stellt eine strukturierte und transparente Methode dar, die empirisch gewonnene Erkenntnisse mit Expertenkonsens verbindet. Durch eine klar definierte Zielgruppe und Methodik ergeben sich direkte Handlungsimplikationen auf Systemebene. Die multinationale Anwendung wird zeigen, inwieweit kulturspezifische Unterschiede von Bedeutung und Empfehlungen im europäischen Kontext übertragbar sind.


Literatur

1.
Tucker S, Hughes J, Burns A, Challis D. The balance of care: Reconfiguring services for older people with mental health problems. Aging & Mental Health. 2008;12(1):81-91