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Entscheiden trotz Unsicherheit: 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 16.03.2013, Berlin

Unterstützen Fachzeitschriften in der Psychiatrie die unverzerrte Translation klinischer Forschung? – Analyse von Autorenhinweisen und der Einreichungsanforderungen

Meeting Abstract

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Entscheiden trotz Unsicherheit. 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 15.-16.03.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ebmP54

doi: 10.3205/13ebm066, urn:nbn:de:0183-13ebm0668

Veröffentlicht: 11. März 2013

© 2013 Knüppel et al.
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Text

Hintergrund: Verzerrte und unvollständige Informationen zu Studienergebnissen beeinflussen die erfolgreiche Translation von Studienergebnissen in die Versorgung und Patienteninformationen. Instrumente wie Reporting-Guidelines (RGs) (z.B. CONSORT) sollen die Qualität von Studienberichten verbessern und Studienregister sollen selektives Publizieren verhindern. Das International Committee of Medical Journal Editors (ICMJE) unterstützt die breite Anwendung von RGs und Studienregistrierung in den Uniform requirements (URM). Doch obwohl neben dem ICMJE ein breiter Konsens von Wissenschaftlern, Ethikern und anderen Akteuren die Berücksichtigung dieser Instrumente einfordert, zeigen Untersuchungen insbesondere auch in der Psychiatrie deren unzureichende Berücksichtigung auf. Ob und wie die Herausgeber von Fachzeitschriften der Psychiatrie auf RGs, Studienregistrierung und die URM verweisen, wurde bisher noch nicht systematisch untersucht.

Methode: Wir haben 130 Fachzeitschriften für Psychiatrie und die Top 7 Zeitschriften für Medizin allgemein (z.B. NEJM, LANCET) aus dem Journal Citation Report 2011 untersucht. Bei allen Zeitschriften wurde ein Einreichungsprozess mit einem „Fake“-Artikel begonnen. Erhoben wurde, ob die RGs, Studienregistrierung und die URM 1) nicht erwähnt, 2) nur unspezifisch erwähnt, 3) deren Einhaltung empfohlen oder 4) vorgeschrieben wurden. Die Bewertung wurde unabhängig von zwei Autoren durchgeführt.

Ergebnisse: Die Registrierung von Studien wird von 34% (n=42) erwähnt, wobei bei 25% (n=31) der Fachzeitschriften eine Studienregistrierung verpflichtend ist. Die prominenteste RG ist CONSORT mit 28% (n=34) Erwähnungen. Die weiteren RGs (PRISMA, STROBE, MOOSE, STARD) wurden jeweils nur von 7% (n=8) der psychiatrischen Fachzeitschriften genannt. Auf die Vorgaben (URM) der ICMJE haben 54% (n=66) der Fachzeitschriften verwiesen. Alle sieben Top Journals der Medizin haben die Einhaltung der URM, Studienregistrierung und CONSORT vorgeschrieben oder empfohlen. Die anderen RGs wurden von 43% bis 71% der Fachzeitschriften vorgeschrieben oder empfohlen.

Schlussfolgerungen: Die einflussreiche Position von Editoren kann maßgeblich zur Qualitätssicherung von wissenschaftlichen Artikeln beitragen. Die Ergebnisse zeigen, dass dieser Verantwortung in vielen Fachzeitschriften der Psychiatrie noch nicht in ausreichendem Maße entsprochen wird. Welche Hindernisse es bei Editoren gibt, breit konsentierte Qualitätsstandards nicht verbindlich einzufordern, könnte Gegenstand von weiteren Untersuchungen sein.