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Berücksichtigung von Informationsbedürfnissen von Schwangeren mit elektivem Kaiserschnitt in Geburtsvorbereitungskursen – eine qualitative Befragung zur Sicht der Hebammen
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Qualitative Studien zeigen, dass sich Schwangere in Geburtsvorbereitungskursen (GVK) teils unzureichend auf den Kaiserschnitt (KS) vorbereitet fühlen. Unpublizierte Daten lassen vermuten, dass Schwangere, die einen KS planen (im Folgenden Schwangere mit elektivem KS genannt), seltener an GVK teilnehmen als Schwangere mit geplanter vaginaler Geburt. Gründe für die (Nicht-)Teilnahme sind nicht bekannt. GVK können Schwangeren viele wertvolle Informationen jenseits der vaginalen Geburt bieten und sind daher auch für Schwangere mit elektivem KS relevant.
Zielsetzung: Ziel der vorliegenden Studie ist die Erhebung der Informationsbedürfnisse von Schwangeren mit elektivem KS in GVK aus Perspektive der Hebammen. Außerdem soll erhoben werden, wie diese Informationsbedürfnisse in GVK adressiert werden können.
Methode: Im Rahmen der Studie wurden semistrukturierte Interviews mit Hebammen geführt. Eingeschlossen wurden Hebammen, die derzeit GVK anbieten, Erfahrung in der Durchführung von GVK aufweisen und in deren GVK bereits Schwangere mit elektivem KS teilgenommen haben. Diese wurden per Telefon oder E-Mail und über Hebammenverbände rekrutiert. Die Datenanalyse erfolgte mittels einer inhaltlich-strukturierten Inhaltsanalyse nach Mayring mit der Software MAXQDA.
Ergebnisse: Von Oktober bis Dezember 2023 wurden 15 semistrukturierte Interviews geführt. Alle Teilnehmenden waren weiblich. Das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen betrug 39 Jahre. Im Durchschnitt hatten die Teilnehmerinnen 11 Jahre Berufserfahrung, wobei die Spanne von einem Jahr bis 25 Jahre reichte. Hebammen berichteten, dass Schwangere mit elektivem KS oftmals davon ausgehen, dass ein GVK für sie nicht relevant sei. Dies wird durch eine teils fehlende Aufklärung über die Relevanz ihrer Teilnahme sowie durch eine teils unzureichende Aufklärung über die Inhalte eines GVK erschwert. Auch berichteten Hebammen, dass andere Teilnehmende und Hebammen im GVK teils negativ mit der Entscheidung für einen KS umgehen. Beispielsweise berichteten Hebammen, dass der KS teilweise als schlechter als die vaginale Geburt angesehen wird und teilweise versucht wird, von einer vaginalen Geburt zu überzeugen. Es gibt zwei Hauptfaktoren, die bewirken, dass der (elektive) KS nur im geringen Anteil in GVK berücksichtigt wird. Diese sind begrenzte zeitliche Ressourcen sowie die Fokussierung der Vorbereitung auf Teilnehmende in GVK mit geplanter vaginaler Geburt. Die Mehrheit der Hebammen betrachtet die verstärkte Adressierung der Informationsbedürfnisse von Schwangeren mit elektivem KS als relevant und befürwortet im Hinblick auf die unterschiedlichen Informationsbedürfnisse das Angebot getrennter GVK für Schwangere mit elektivem KS und Schwangere mit geplanter vaginaler Geburt. Dies würde darüber hinaus einen geschützten Raum für Schwangere mit elektivem KS schaffen.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Ergänzend zu dieser Studie ist der Einbezug der Schwangerenperspektive elementar. Eine qualitative Erhebung mit Schwangeren wird derzeit geplant. GVK für Schwangere mit elektivem KS sollten unter Einbezug der betroffenen Schwangeren konzipiert werden.