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Strukturierende Instrumente in der Gesundheitsversorgung: Präferenz, Akzeptanz und Umsetzung anhand von Versorgungs- und Befragungsdaten
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Die freie Arztwahl im deutschen Krankenversicherungssystem führt zu einem erhöhten Koordinationsbedarf zwischen den Leistungserbringern (LE) und möglichen Steuerungsdefiziten in der Versorgung. Für Patienten bedeutet das System Flexibilität, fordert jedoch ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Die Wahl des LE wird somit stark von individuellen Präferenzen und Beweggründen beeinflusst.
Zielsetzung: Ziel dieser Studie es, individuelle Motive und Präferenzen von Versicherten bezüglich der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen zu ermitteln und vor dem Hintergrund von strukturierenden Instrumenten, wie z.B. DMPs oder Medikationsplänen, und Hausarztzentrierung zu analysieren.
Methode: Im Rahmen der Studie wurde ein Fragebogen erstellt, der Erwartungen und Präferenzen sowie Erfahrungen mit der Gesundheitsversorgung und strukturierenden Instrumenten bei Versicherten einer Krankenkasse abfragt. Zusätzlich werden Informationen zur eigenen Gesundheitssituation, sozioökonomischen Status und der Gesundheitskompetenz erhoben. Neben einer erkrankungsunabhängigen Stichprobe wurden explizit Versicherten mit Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Rückenschmerz und Depression angeschrieben. Die Befragungsdaten werden mit den Abrechnungsdaten der Versicherten verknüpft, die Informationen zu Morbidität, erhaltenen Leistungen und Medikation, sowie zu Kontakten mit LE enthalten. Deskriptive Datenanalysen werden durchgeführt, um einen Überblick über die wahrgenommene Versorgungssituation zu erhalten. Anhand explorativer Statistik werden Zusammenhänge zwischen patientenseitigen Merkmalen und dem Inanspruchnahmeverhalten untersucht.
Ergebnisse: 3.131 Versicherte haben zwischen März und Juli 2023 den Fragebogen vollständig ausgefüllt. Erste Analysen zu patientenseitigen Präferenzen zeigen, dass eine kontinuierliche Versorgung bei festen Ansprechpartnern bei allgemeinen gesundheitlichen Anliegen deutlich wichtiger ist als bei spezifischen (71%, 45%). Dennoch wird der Hausarzt als wichtigste Ansprechpartner bei der Wahl von Fachärzten genannt (64%). Ergebnisse von vertieften Analyse zu Erfahrungen mit strukturierenden Instrumenten, sowie zu Motiven und Präferenzen bei der Inanspruchnahme werden im Juli 2024 erwartet. Die Ergebnisse sind insbesondere durch die Verknüpfung der Daten und umfassender Subgruppenanalysen von hoher Relevanz.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Studie im Projekt analysiert Faktoren bei der Inanspruchnahme von Leistungen im Zusammenhang mit patientenseitigen Merkmalen und Abrechnungsdaten. Aus der datenübergreifenden Analyse sollen Ansätze zur Verbesserung der Koordination identifiziert und zur Verbesserung der Umsetzung von existierenden Instrumenten abgeleitet werden.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: PFAD – Muster der Inanspruchnahme; Fördernummer: 01VSF19056