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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Inanspruchnahme zahnmedizinischer Leistungen bei Menschen mit ausgewählten Staatsangehörigkeiten in Deutschland – Ergebnisse der Studie GEDA Fokus

Meeting Abstract

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  • Laura Krause - Robert-Koch-Institut, Berlin, Deutschland
  • Carmen Koschollek - Robert-Koch-Institut, Berlin, Deutschland
  • Stefanie Seeling - Robert-Koch-Institut, Berlin, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf468

doi: 10.3205/24dkvf468, urn:nbn:de:0183-24dkvf4684

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Krause et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Menschen mit Migrationsgeschichte nehmen seltener zahnmedizinische Leistungen in Anspruch als Personen ohne Migrationsgeschichte. Gründe hierfür können spezifische Barrieren sein, die einen gleichberechtigten Zugang zum Gesundheitssystem erschweren.

Zielsetzung: Analysiert wird die 12-Monats-Prävalenz der Inanspruchnahme zahnmedizinischer Leistungen bei Menschen mit ausgewählten Staatsangehörigkeiten nach soziodemografischen (Geschlecht, Alter, Bildung), migrationsbezogenen (Geburtsland, Aufenthaltsdauer in Deutschland, Deutschkenntnisse) und psychosozialen Merkmalen (Diskriminierung im Gesundheits-/Pflegebereich, Zugehörigkeitsgefühl zur Gesellschaft in Deutschland, soziale Unterstützung).

Methode: Datenbasis ist die bundesweite Studie Gesundheit in Deutschland aktuell: Fokus (GEDA Fokus, 11/2021–05/2022), die unter Menschen mit italienischer, kroatischer, polnischer, syrischer und türkischer Staatsangehörigkeit durchgeführt wurde (N = 6.038, 18–79 Jahre). Die Teilnehmenden wurden gefragt, wann sie zuletzt bei einem Zahnarzt, einem Kieferorthopäden oder einem anderen zahnmedizinischen Spezialisten waren, um sich selbst beraten, untersuchen oder behandeln zu lassen – „Vor weniger als 6 Monaten“, „Vor 6 bis weniger als 12 Monaten“, „Vor 12 Monaten oder länger“, „Nie“. Für die 12-Monats-Prävalenz der Inanspruchnahme wurden die ersten und letzten beiden Kategorien zusammengefasst. Ausgewiesen werden Prävalenzen. Ob Unterschiede signifikant sind, wurde mit einer adjustierten Poisson-Regression überprüft (p < 0,05).

Ergebnisse: Die Analysen basieren auf Daten von 6.023 Personen mit gültigen Angaben zur Inanspruchnahme zahnmedizinischer Leistungen. Insgesamt gaben 69,0% der Personen an, entsprechende Leistungen im Jahr vor der Befragung in Anspruch genommen zu haben. Frauen (73,0%) berichteten dies häufiger als Männer (65,5%). In Bezug auf das Alter zeigte sich die höchste Inanspruchnahmequote bei den 45- bis 64-Jährigen (72,3%), die geringste bei den 18- bis 29-Jährigen (64,1%). Personen mit hoher Bildung (74,9%) gaben häufiger an, zahnmedizinische Leistungen wahrgenommen zu haben als Personen mit niedriger Bildung (66,0%). Nach den migrationsbezogenen Merkmalen zeigten sich keine Unterschiede, jedoch hinsichtlich der psychosozialen Merkmale: Personen mit einem (sehr) starken Zugehörigkeitsgefühl zur Gesellschaft in Deutschland (71,4%) hatten eine höhere Inanspruchnahmequote als Personen mit einem geringeren Zugehörigkeitsgefühl (64,8%). Auch gaben Personen mit starker sozialer Unterstützung (72,1%) häufiger an, zahnmedizinische Leistungen in Anspruch genommen zu haben als Personen mit geringer sozialer Unterstützung (60,6%). Im adjustierten Modell bestätigten sich diese Unterschiede.

Implikation für Forschung: Fast 70% der Personen mit ausgewählten Staatsangehörigkeiten hatten nach eigenen Angaben zahnmedizinische Leistungen im Jahr vor der Befragung in Anspruch genommen. Dieser Zeitraum vor der Datenerhebung liegt in der COVID-19-Pandemie, in der Studien auf eine geringere zahnärztliche Versorgung hinweisen. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung zeigten sich parallele Effekte nach Geschlecht, Alter und Bildung. Psychosoziale Ressourcen wie ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zur Gesellschaft und soziale Unterstützung wirkten sich positiv auf das Inanspruchnahmeverhalten aus und sollten daher gestärkt werden.