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Bewertung der Skalierbarkeit der neuen Versorgungsform PRÄP-GO (Prähabilitation von älteren Patient*innen mit Gebrechlichkeitssyndrom vor elektiven Operationen)
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Patient*innen mit Gebrechlichkeitssyndrom, die sich einer Operation unterziehen müssen, haben ein erhöhtes Risiko für perioperative Komplikationen und langfristige Pflegebedürftigkeit. Das Ziel einer Prähabilitation ist es, die präoperative Funktionsfähigkeit von Patient*innen zu verbessern und so die genannten Risiken zu verringern [1]. In einer großen multizentrischen randomisierten Studie (PRAEP-GO, NCT04418271) mit begleitender gesundheitsökonomischer Evaluation untersuchen wir derzeit die (Kosten-)Effektivität der Prähabilitation für (vor-)gebrechliche ältere Patient*innen vor elektiven Operationen als neue Versorgungsform.
Zielsetzung: Ziel der vorliegenden Studie war die systematische Bewertung der Skalierbarkeit der PRÄP-GO Intervention als Vorbereitung einer möglichen Implementierung in die GKV-Regelversorgung. Die Intervention besteht aus einem Gebrechlichkeits-Screening und geriatrischen Assessment, einer gemeinsamen Entscheidungskonferenz und einem multimodalen Prähabilitationsprogramm.
Methode: Wir führten die Bewertung der Skalierbarkeit anhand des Intervention Scalability Assessment Tools (ISAT) [2] durch. Das Tool ist ein Fragebogen aus 50 offenen Fragen, der in zwei Teile mit jeweils 5 Unterthemen gegliedert ist: In Teil A soll die aktuelle Situation beschrieben (z.B. Interventionscharakteristika, politischer Kontext) und in Teil B zukünftige Anforderungen herausgearbeitet werden (z.B. an Personal oder Infrastruktur). Nach jedem Unterthema erfolgt eine Bewertung der Skalierbarkeit anhand einer Skala von 0 bis 3. Wir wendeten den Fragebogen sequenziell an:
- 1.
- Zunächst beantworteten wir die Fragen basierend auf der Literatur.
- 2.
- Anschließend wurde ein Gruppen-Interview mit Koordinator*innen aus dem PRAEP-GO Projekt geführt.
- 3.
- Zuletzt befragten wir im Rahmen einer Diskussionsrunde externe Expert*innen, welche relevante Interessengruppen für die künftige Umsetzung vertraten, darunter Patient*innen, Ärzt*innen und Therapeut*innen.
Ergebnisse: Die Datenerhebung wurde im März 2024 abgeschlossen. Vorläufige Ergebnisse für Teil A verdeutlichten die Notwendigkeit eines nachhaltigen Konzepts für den Umgang mit einer alternden und zunehmend gebrechlichen Patient*innenpopulation. In Teil B zeigte sich, dass die derzeitige Infrastruktur (z.B. Therapieeinrichtungen, Patient*innentransport) und Personalstrukturen angepasst werden müssen und für eine großflächige Anwendung ausgebaut werden sollten. Die Einstellung von Fachkräften zur Koordination des Patient*innenpfads wurde ebenso empfohlen wie die Anpassung der Vergütungsstrukturen hin zu mehr Intersektoralität.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Sollte die PRÄP-GO Intervention sich als (kosten-)effektiv erweisen und für eine Implementierung in die GKV-Regelversorgung empfohlen werden, müssten die bestehenden Versorgungsstrukturen angepasst und erweitert werden. Bei allgegenwärtigem Fachkräftemangel und eingeschränkter Verfügbarkeit von Versorgungseinrichtungen in ländlichen Gebieten sollten hierbei auch weitere Innovationen, wie z.B. telemedizinische Anwendungen zur Prähabilitation, erwogen werden.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: PRÄP-GO; Fördernummer: 01NVF18024
Literatur
- 1.
- Gurlit S, Gogol M. Prehabilitation is better than cure. Curr Opin Anaesthesiol. 2019 Feb;32(1):108-15. DOI: 10.1097/ACO.0000000000000678
- 2.
- Milat A, Lee K, Conte K, Grunseit A, Wolfenden L, van Nassau F, Orr N, Sreeram P, Bauman A. Intervention Scalability Assessment Tool: A decision support tool for health policy makers and implementers. Health Res Policy Syst. 2020 Jan 3;18(1):1. DOI: 10.1186/s12961-019-0494-2