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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Arbeitspensum von niedergelassenen sächsischen Ärzt:innen und deren Ausschöpfung der Potentiale von Delegation und Telemedizin. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung

Meeting Abstract

  • Julia Hoffmann - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Dresden, Deutschland
  • Andrea Feldhus - Technische Universität München, Fachgebiet für Gesundheitsökonomie (CHEC), München, Deutschland
  • Josephine Thiesen - WIG2 GmbH, Leipzig, Deutschland
  • Felix Wittmann - Universitätsklinikum Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland
  • Jochen Schmitt - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Dresden, Deutschland
  • Lorenz Harst - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Zweigstelle am Medizincampus Chemnitz, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf440

doi: 10.3205/24dkvf440, urn:nbn:de:0183-24dkvf4409

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Hoffmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Niedergelassene Ärzt:innen sehen sich aufgrund steigender Prävalenzen chronischer Erkrankungen in Folge des demographischen Wandels zusehends steigender Patient:innenzahlen ausgesetzt, denen im Praxisalltag und mit endlichen zeitlichen Ressourcen begegnet werden muss. Gleichzeitig werden der Delegation von ärztlichen Aufgaben an qualifiziertes Praxispersonal und digitalen Lösungen das Potential eingeräumt, die Belastung für Ärzt:innen zu reduzieren.

Zielsetzung: Im Rahmen des Innovationsfondsprojekts Mo²Regio sollte daher u.a. die Aufteilung ihres Zeitbudgets und die Nutzung bzw. Nutzungsbereitschaft digitaler Lösungen sowie von Delegationsmöglichkeiten niedergelassener Ärzt:innen in Sachsen strukturiert erfasst werden.

Methode: Die Erfassung der drei o.g. Themen erfolgte im Rahmen einer standardisierten Online-Befragung in Sachsen niedergelassener Ärzt:innen, die zufällig aus dem Register der sächsischen Ärzt:innen, geführt von der Kassenärztlichen Vereinigung, ausgewählt wurden. Die initiale Bereitschaft zu Teilnahme wurde telefonisch erfragt, ehe interessierten Ärzt:innen ein Link zur Befragung zuging. Die geeignete Stichprobengröße für multivariate Analyseverfahren wurde vorab auf n = 250 geschätzt. Die Fragen zu den o.g. Themen stammten allesamt aus vorab in Deutschland pilotierten und validierten Fragebögen. Die Befragung fand im November und Dezember 2023 statt. Durch die Zufallsauswahl und die folgende Designgewichtung nach Landkreis und Ärzt:innen-Typ konnte ein Sample erreicht werden, mit dem repräsentative Aussagen über die sächsische Ärzteschaft möglich sind.

Ergebnisse: Es schlossen 266 Ärzt:innen die Befragung vollständig ab. Davon waren 40,7% (n=92) hausärztlich, 37,6% (85) fachärztlich und 21,7% (49) psychologisch/psychotherapeutisch tätig. 74,3% (198) der Befragten waren in einer Einzelpraxis, 14,2% (32) in einer Gemeinschaftspraxis bzw. Praxisgemeinschaft und 10,6 (24) in einem MVZ tätig. Die Mehrheit der Befragten (196, 86,7%) war selbstständig tätig. 66,9% (151) der Befragten arbeiteten mehr als 40 Stunden die Woche, wobei fast ein Fünftel (55) mehr als 50 Stunden die Woche arbeitete. 54,4% (123) der Befragten hatten im letzten Quartal 2023 mehr als 1.000 Patient:innen gesehen, wobei es bei 10,6% (24) der Befragten mehr als 2.000 waren. 38,5% (87) der Befragten sahen mehr als 50 Patient:innen am Tag. Patient:innensprechstunden machten den größten Teil der Arbeitszeit aus, da 87,7% (198) der Befragten damit mehr als 25 Stunden pro Woche zubrachten. 73,9% (167) der Befragten machten nie Bereitschafts- oder Notdienste, 52,7% (119) nie Hausbesuche und 56,2% wendeten mehr als 5 Stunden pro Woche für Verwaltungstätigkeiten auf. 13,3% (30) der Befragten delegierten Medikationsmanagement, 36,2% (82) Wundmanagement, und 15% (34) Hausbesuche. 47,8% (108) der Befragten delegierten keine berufliche Tätigkeit. 63 Ärzt:innen (27,9%) gaben an, aktuell telemedizinische Anwendungen zur Diagnose und Therapie zu nutzen, 64,4% (105) der übrigen 163 hielten es mindestens für eher unwahrscheinlich, dies je zu tun.

Implikation für (Versorgungs-)Praxis: Optionen zur Entlastung von Ärzt:innen im beruflichen Alltag werden von sächsischen Ärzt:innen wenig genutzt, teils auch im Vergleich mit bundesweiten Daten aus älteren Befragungen. Der Nutzen von Telemedizin-Anwendungen und der Delegation von Leistungen muss daher evtl. stärker noch als bisher beworben und demonstriert werden.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Sektorenübergreifendes Monitoring & Modellierung der regionalen Gesundheitsversorgung – Mo²Regio; Fördernummer: 01VSF22037