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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Physische und psychische Belastungen im Rettungsdienst in Deutschland: Ein systematischer Review

Meeting Abstract

  • Simon Hübenthal - Medizinische Hochschule Brandenburg IVGF - Institut für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung ZVF-BB - Zentrum für Versorgungsforschung, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland
  • Catharina Münte - Medizinische Hochschule Brandenburg IVGF - Institut für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung ZVF-BB - Zentrum für Versorgungsforschung, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland
  • Alexander Pachanov - Medizinische Hochschule Brandenburg IVGF - Institut für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung ZVF-BB - Zentrum für Versorgungsforschung, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland
  • Dawid Pieper - Medizinische Hochschule Brandenburg IVGF - Institut für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung ZVF-BB - Zentrum für Versorgungsforschung, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf439

doi: 10.3205/24dkvf439, urn:nbn:de:0183-24dkvf4394

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Hübenthal et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Durch die hohe Inanspruchnahme der notfallmedizinischen Versorgungsstrukturen wachsen die Einsatzzahlen im Rettungsdienst seit Jahren beständig an. Auf der anderen Seite gibt es eine starke Fluktuation des Personals. Ein Grund hierfür sind die starken Arbeitsbelastungen. In der Folge besteht die Gefahr, dass eine adäquate Notfallversorgung nicht mehr gewährleitet, werden kann.

Zielsetzung: Ziel ist es mit Hilfe eines systematischen Reviews die physischen und psychischen Belastungen von Mitarbeitenden im Rettungsdienst in Deutschland sowie die damit zusammenhängenden Stressoren zu identifizieren. Darüber hinaus sollen die Implikationen für das betriebliche Gesundheitsmanagement im Rettungsdienst aufgezeigt werden.

Methode: Berücksichtigt wurden Studien, die in Deutschland durchgeführt und in englischer oder deutscher Sprache, veröffentlicht wurden. Der thematische Fokus lag auf der Untersuchung von Arbeitsbelastungen, präventiven Maßnahmen für das Rettungsdienstpersonal und Aspekten des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Der Veröffentlichungszeitraum umfasst die Zeit von 2012–2023. Wir haben am 01.02.2023 eine systematische Literaturrecherche in Pubmed, Web of Science, Cinahl, Ebsco, GBV, Springer E-Journals, Livio ZB Med Köln und Embase sowie eine ergänzende Internetrecherche durchgeführt. Die Selektion der relevanten Studien, die Extraktion der Daten und die Bewertung der methodischen Qualität (JBI – Checklisten) wurden durch zwei Autor*innen unabhängig voneinander ausgeführt. Bei Unstimmigkeiten haben wir einen dritten Autor*in hinzugezogen. Die Daten wurden narrativ zusammengefasst und in tabellarischer Form präsentiert.

Ergebnisse: Nach Entfernung der Duplikate ergab unsere Literatursuche 1.844 Treffer. Letztendlich haben wir 24 Publikationen (24.842 Mitarbeitende im Rettungsdienst) eingeschlossen. Von dieser Population waren 23% Frauen. Diese Publikationen sind im Hinblick auf die Zielsetzung und die verwendeten Methoden sehr heterogen. Wir konnten die folgenden Stressoren identifizieren: Reguläre Einsatzsituationen, besondere Einsatzsituationen, persönliche Stressverstärker, organisationsbezogene Aspekte und gesellschaftliche Faktoren. In Bezug auf die Verbesserung des betrieblichen Gesundheitsmanagements konnten wir die folgenden Ansätze ausmachen: Adäquates Training mit Arbeitsmaterial, Psychoedukation (z.B. präventive Maßnahmen für den Umgang mit Stress), Etablierung einer Unternehmenskultur, die die gegenseitige und hierarchieübergreifende Unterstützung fördert, sowie die Entlastung bei Verwaltungsaufgaben.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Ergebnisse betonen die Komplexität der Arbeitsbelastungen im Rettungsdienst sowie die Bedeutung vorausschauender Ansätze für das betriebliche Gesundheitsmanagement. Diese Erkenntnisse können dazu genutzt werden, die Belastungen für das Personal zu reduzieren umso die Qualität der Notfallversorgung langfristig zu sichern.