Artikel
Einstellungen, Potentiale und Herausforderungen von Apps in der Hypertonieversorgung – Ergebnisse einer deutschlandweiten Fragebogenerhebung unter Kardiolog:innen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Digitale Versorgungsangebote, wie bspw. Apps oder Wearables, können im Rahmen der Versorgung von Menschen mit Bluthochdruck dazu beitragen, Änderungen des Lebensstils zu erleichtern, die Blutdrucküberwachung zu Hause zu verstärken und die Therapietreue zu verbessern. Bislang sind solche digitalen Angebote noch nicht in die formale Hypertonieversorgung eingebunden und Ärzt:innen sprechen eher vereinzelt Empfehlungen zu Hypertonie-Apps aus.
Zielsetzung: Wie ist die Einstellung der Kardiolog:innen zu digitalen Gesundheitsanwendungen? Welche Informationsbedarfe gibt es? Was sind mögliche strukturelle und individuelle Hindernisse zur Nutzung von digitalen Präventionsmaßnahmen?
Methodik: Im Zeitraum vom Oktober 2023 bis Januar 2024 wurde eine quantitative Fragebogenerhebung mit Kardiolog:innen durchgeführt. Der Zugang zu den Kardiolog:innen erfolgte durch den Bundesverband Niedergelassener Kardiologen e. V. (BNK). Die teilnehmenden Ärzt:innen erhielten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 70 €. Die Erhebung erfolgte online über die Software Unipark. Die Studie ist Teil des Innovationsfondsprojekts DiPaH.
Ergebnisse: An der Befragung nahmen 200 (152 (76%) männlich; 47 (23,5%) weiblich; 1 (0,5%) divers) Kardiolog:innen aus fünfzehn verschiedenen Bundesländern teil, wobei das durchschnittliche Alter bei 52,47 (Min: 31; Max:72) und die durchschnittliche Dauer der Berufstätigkeit bei 19,25 (Min: 1; Max:43) Jahren lag. 92% (184) der Befragten sind gegenüber der Möglichkeit, Apps bei der Hypertoniebehandlung einzubeziehen, sehr positiv oder positiv eingestellt und 79% (158) würden wahrscheinlich ihren Patient:innen eine App empfehlen. Insgesamt haben über die Hälfte der Teilnehmenden ein sehr hohes oder hohes Informationsbedürfnis hinsichtlich Informationen über das Angebot von Apps (57%; 114), der Kosten (64%; 128), der Ziele der Apps (54,5%;109), dem Nutzen für Patient:innen (62%; 124), der Wirkweise von Apps (62%; 124) und Wirksamkeit von Apps (67%; 134). Potentiale sehen die Kardiolog:innen in der Verbesserung der Medikamentenadhärenz (83%; 166), der Förderung der Patientenautonomie (79%; 159) und der Erhöhung der Patientensicherheit (72%; 144). Als größte Herausforderungen werden die unzureichende Vergütung der Ärzt:innen (89,5%; 179) und technische Herausforderungen aufgrund unterschiedlicher Systeme und Schnittstellen (81,5%; 163) angesehen. Weiterhin war die Mehrheit der Ärzt:innen der Ansicht, dass Apps nicht für alle Patient:innen geeignet sind (76,5%; 153).
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Mehrheit der befragten Kardiolog:innen ist offen und eher positiv eingestellt gegenüber der Integration von Apps in die Hypertoniebehandlung. Dies deutet darauf hin, dass digitale Lösungen in der kardiologischen Praxis willkommen sind und ein Potenzial für ihren Einsatz besteht, wobei vielfältige Informationsbedürfnisse bestehen, und eher systemische Herausforderungen adressiert werden müssen, um Hypertonieapps in die Routineversorgung zu integrieren.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: DiPaH – Digitale Präventionsmaßnahmen bei arterieller Hypertonie; Fördernummer: 01VSF21042