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Wirksamkeit und Akzeptanz eines strukturierten, sektorenübergreifenden, IT-gestützten Versorgungsprogramms für Patientinnen und Patienten mit Adipositas nach bariatrisch-metabolischer Operation
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Die Prävalenz von Adipositas und die Belastungen durch assoziierte Erkrankungen nehmen weltweit zu. Die bariatrisch-metabolische Operation (OP) ist derzeit die effektivste Methode, um Gesundheit und Lebensqualität (LQ) von Patienten mit morbider Adipositas zu verbessern. Zur Sicherung des Therapieerfolgs ist eine disziplinenübergreifende, langfristige Betreuung nach der OP notwendig und in Leitlinien verankert. Aktuell existiert diese in Deutschland nicht. Adipositaszentren stellen Angebote bereit, stoßen aber an Grenzen ihrer Ressourcen.
Zielsetzung: Ziel war es, das 18-monatige Versorgungsprogramm ACHT („Adipositas Care & Health Therapy“) zu entwickeln, implementieren und zu evaluieren. Damit sollten der Therapieerfolg (Gesundheitszustand und LQ) nachhaltig verbessert, ambulant vertragsärztliche Strukturen einbezogen und Kosten langfristig gesenkt werden.
Methode: Die ACHT-Studie ist eine multizentrische, prospektive, nicht-randomisierte Kontrollgruppenstudie. Die Intervention umfasst 8 Komponenten: regelmäßige wohnortnahe Versorgung in geschulten Arztpraxen (SOPs wurden disziplinenübergreifend erarbeitet), Ernährungsberatung, Betreuung durch Adipositas-Lotsen, personalisiertes Bewegungsprogramm, psychologische Unterstützung, elektronische Fallakte für Behandelnde, Patientenapp und Einbindung in das StuDoQ-Register. Zwischen 2020 und 2022 wurden Patienten aus 6 Adipositaszentren rekrutiert. Die frühe Intervention (IG1) begann 3 Wochen, die späte Intervention (IG2) 18 Monate postoperativ. Die Kontrollgruppen (KG) wurden 18 (KG1) bzw. 36 Monate (KG2) vor Evaluation in denselben Zentren operiert, erhielten aber die übliche Versorgung. Primärer Endpunkt war der Gesundheitszustand (modifizierter King's Score, Werte: 0-36). Der Score bewertet die adipositasbedingte gesundheitliche Beeinträchtigung in 12 Bereichen (0=Normalbefund; 3=starke Beeinträchtigung). Sekundärer Endpunkt war u.a. die LQ. Gruppenunterschiede wurden durch Regressionsmodelle bewertet (adjustiert für Alter, Geschlecht, OP-Zentrum, Art der OP). Die Akzeptanz der Patienten wurde mittels Fragebogen und deskriptiven Auswertungen analysiert.
Ergebnisse: 188 Patienten beendeten die Studie planmäßig (IG1: n=89, 76% weiblich; IG2: n=99, 79% weiblich). Nach 18 Monaten war der gesundheitliche Zustand der Patienten in IG1 signifikant besser als in der KG1 (5,79 vs. 7,22; p<0,05). Die LQ der Patienten in IG1 war auch signifikant besser als in KG1 (z.B. EQ-5D-5L Index: 0,93 vs. 0,89, p<0,05; BQL: 4,20 vs. 3,92; p<0,01). Unterschiede zwischen IG2 und KG2 waren nicht signifikant. Die Zufriedenheit mit ACHT war sehr hoch, v.a. die Praxen und die Lotsen hatten großen Einfluss auf die körperliche und psychische Gesundheit – die App auf die Therapieziele.
Schlussfolgerung: ACHT verbesserte Gesundheitszustand und LQ im Vergleich zu Patienten in der Versorgungsrealität und wurde von den Patienten sehr positiv bewertet.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Ein strukturiertes, digital unterstütztes, wohnortnahes Programm, das von geschulten Arztpraxen in Zusammenarbeit mit Adipositas-Lotsen angeboten wird, kann:
- 1.
- Gesundheitszustand und LQ von Patienten verbessern, die direkt nach der OP mit dem Programm beginnen,
- 2.
- die Versorgung von bereits vor längerer Zeit operierten Patienten sicherstellen und
- 3.
- Adipositaszentren durch standardisierte ambulante Prozesse entlasten.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: ACHT – Adipositas Care and Health Therapy; Fördernummer: 01NVF18023