gms | German Medical Science

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Nichtunterlegenheit einer hybriden ambulanten orthopädischen Rehabilitation: 3-Monats-Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie

Meeting Abstract

  • Richard Albers - Universität zu Lübeck; Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie; Sektion Rehabilitation und Arbeit, Lübeck, Deutschland
  • Stella Lemke - Universität zu Lübeck; Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie; Sektion Rehabilitation und Arbeit, Lübeck, Deutschland
  • David Fauser - Universität zu Lübeck; Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie; Sektion Rehabilitation und Arbeit, Lübeck, Deutschland
  • Sebastian Knapp - GOREHA GmbH, Berlin, Deutschland
  • Gert Krischak - Nanz Medico GmbH & Co. KG, Stuttgart, Deutschland
  • Matthias Bethge - Universität zu Lübeck; Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie; Sektion Rehabilitation und Arbeit, Lübeck, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf377

doi: 10.3205/24dkvf377, urn:nbn:de:0183-24dkvf3775

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Albers et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Studien zeigen für Menschen mit Rückenschmerzen vergleichbare Effekte für telerehabilitative physiotherapeutische Interventionen im Vergleich zu persönlicher Rehabilitation oder keiner Rehabilitation. In Deutschland wird in ambulanten Rehabilitationszentren das Curriculum Rückenschule der Deutschen Rentenversicherung Bund als standardisierte Rückenschule für Patient:innen mit chronischen Rückenschmerzen angeboten.

Zielsetzung: Unsere multizentrische randomisierte kontrollierte Studie prüft, ob Personen, die während ihrer ambulanten Rehabilitation an einer digitalen Version des Curriculum Rückenschule von Zuhause aus teilnehmen eine vergleichbare schmerzspezifische Selbstwirksamkeit haben wie Personen, die die Rückenschule in Präsenz wahrnehmen.

Methode: In acht ambulanten Rehabilitationseinrichtungen wurden 267 Personen zufällig der Interventions- (n = 127; IG) und Kontrollgruppe (n = 140; KG) zugeteilt (Akronym HIRE; Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS00028770). Eingeschlossen wurden 18 bis 65-jährige Patient:innen mit Rückenschmerzen. Beide Gruppen erhielten ein ambulantes dreiwöchiges multimodales Rehabilitationsprogram. Die KG erhielt die standardisierte Rückenschule in Präsenz, die IG in digitaler Form. Zielkriterien wurden zu Beginn, am Ende, drei Monate und zwölf Monate nach Ende der Rehabilitation erhoben. Primäres Zielkriterium ist die schmerzspezifische Selbstwirksamkeit (10 bis 60 Punkte). Auf Basis des kleinsten klinisch relevanten Unterschieds (5,5 bis 8,5 Punkte) wurde als Nichtunterlegenheitsgrenze ein Wert von -4 Punkten festgelegt. Überschreitet die untere 95-%-Konfidenzintervallgrenze der IG diese Grenze, gehen wir von Nichtunterlegenheit der hybriden Rehabilitation aus.

Ergebnisse: Für die Analyse berücksichtigten wir zu allen Messzeitpunkten 270 Teilnehmende (IG: n = 127; KG: n = 143). Die Stichprobenmerkmale beider Gruppen bei der Ersterhebung waren vergleichbar. Unsere primäre adjustierte Intention-to-treat-Analyse zeigte, dass die hybride digital assistierte Rehabilitation der Rehabilitation in Präsenz am Ende der Rehabilitation (b = -0,55; 95% KI = -2,75 bis ∞) und beim 3-Monats-Follow-up (b = 0,24; 95% KI = -2,86 bis ∞) nicht unterlegen war. Weitere Sensitivitätsanalysen bestätigen diese Befunde. Die sekundären Zielkriterien wurden auf Überlegenheit getestet, wobei unsere Primäranalyse keine signifikanten Gruppenunterschiede feststellte. Zwei unserer Sensitivitätsanalysen (adjustierte Complete-Case-Analyse, adjustierte Per-Protocol-Analyse) zeigten für das sekundäre Zielkriterium gegensteuernde Aktivitäten bessere Resultate zugunsten der IG.

Implikation für die Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Unsere Studie zeigt – wie einige ähnliche Studien – , dass eine hybride digital assistierte Rehabilitation bei Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerzen eine Alternative zur persönlichen Rehabilitation im Setting der ambulanten Rehabilitation darstellen kann. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, welche Komponenten und welcher zeitliche Umfang der Rehabilitation ohne Wirkungsverlust digitalisiert werden kann. Zudem wäre es sinnvoll zu untersuchen, ob sich die Effektivität der hybriden Rehabilitation auch auf andere Krankheitsbilder übertragen lässt.

Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: Nicht-Unterlegenheit einer hybriden ambulanten orthopädischen Rehabilitation: eine randomisierte kontrollierte Studie (HIRE); Fördernummer: 8011-106-31/31.104.10