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Eine erweiterte pflegerische Rolle zur Person-zentrierten Versorgung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen in der Akutversorgung: Ergebnisse der Entwicklung und Implementierung einer komplexen Intervention (Projekt ENROLE-acute)
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen ist ein Krankenhausaufenthalt eine besondere Herausforderung und mit einem erhöhten Risiko für negative Folgen verbunden. Zur Verbesserung der Versorgung empfehlen Leitlinien die Umsetzung Person-zentrierter Prinzipien. Für eine erfolgreiche Einführung gilt das Vorhandensein sogenannter „Change Agents“, die sich durch eine besondere klinische Expertise auszeichnen und in der direkten Patient:innenversorgung als Mentor:in agieren, als entscheidend. International wird diese Schlüsselrolle häufig von akademisch qualifizierten Pflegefachpersonen in erweiterten Rollen (Advanced Practice Nurses) eingenommen.
Zielsetzung: Ziel des Projekts ENROLE-acute war die Entwicklung und Implementierung einer Person-zentrierten Intervention für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen in der Akutversorgung, basierend auf einer erweiterten pflegerischen Rolle. Hierfür haben wir folgende Forschungsfragen formuliert:
- 1.
- Wie muss eine Intervention zur Förderung einer Person-zentrierten Versorgung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen im akutstationären Setting ausgestaltet sein?
- 2.
- Welche Implementierungsstrategien lassen sich zur erfolgreichen Einführung der Intervention identifizieren?
Methode: Interventionsentwicklung und -implementierung folgen dem MRC-Framework zu komplexen Interventionen und dem PEPPA-Framework zu erweiterten pflegerischen Rollen. In einer Multi-method Studie haben wir in einem mehrstufigen Prozess Evidenz synthetisiert und Perspektiven relevanter Stakeholder exploriert. Zuerst führten wir zwei systematische Literaturarbeiten sowie Fragebogenstudien durch, um Kernelemente bestehender erweiterter pflegerischer Rollen und Faktoren, die deren Einführung beeinflussen, zu identifizieren. Auf dieser Grundlage führten wir zwei Expert:innenworkshops zur Priorisierung von Interventionskomponenten sowie Ableitung von Implementierungsstrategien durch. Zuletzt modellierten wir die Intervention und visualisierten die angenommene Wirkweise in einem logischen Modell.
Ergebnisse: In der Interventionsentwicklung definierten wir 14 Komponenten, die die erweiterte pflegerische Rolle zur Person-zentrierten Versorgung in Zusammenarbeit mit dem interprofessionellen Team beschreiben. Die Intervention umfasst sowohl patient:innen- als auch systembezogene Tätigkeiten. Eine Unterscheidung obligatorischer und optionaler Komponenten bietet Adaptionsmöglichkeiten an den lokalen Kontext. Hauptimplementierungsstrategien sind die Weiterbildung und Begleitung der Pflegefachpersonen in der erweiterten Rolle, Informationsveranstaltungen und -materialien für das Team sowie die Einbindung lokaler Stakeholder und externer Expert:innen.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Studie ist ein Beispiel für eine systematische Entwicklung und Implementierung einer komplexen Intervention zur Person-zentrierten Versorgung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen in der Akutversorgung. Auf dieser Grundlage erfolgte die Weiterbildung und spätere Einführung von vier Pflegefachpersonen zur Person-zentrierten Versorgung und Gestaltung von Veränderungsprozessen in einem Universitätsklinikum. Aktuell untersuchen wir die initialen Effekte sowie Machbarkeit der Intervention in einer kontrollierten klinischen Studie mit begleitender Prozess- und Kostenevaluation.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: ENROLE-acute; Fördernummer: 01GY2005