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Projektergebnisse zur Entwicklung eines ICF-basierten Kompetenzhandbuch zur pflegerischen Versorgung von erwachsenen Menschen mit ASS
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Eine 2020 durchgeführte Studie zur häuslichen Pflege von Menschen mit ASS in Bayern ergab wesentliche Verbesserungspotentiale für die Pflege von Menschen mit ASS (vgl. Prommersberger, Witzmann 2020). Über ein trianguliertes methodisches Vorgehen konnte u.a. folgende zentrale Erkenntnis gewonnen werden: Die Forderung nach spezifischen ASS-Schulungen für Fachpersonal sowie passende Pflegekonzepte für Menschen mit ASS (vgl. Prommersberger, Witzmann 2020).
Weiterer Forschungsbedarf zeigte sich in den aktuell noch fehlenden autismus-spezifischen pflegerischen Ansätzen und Handlungsempfehlungen für die ambulante und stationäre Pflege, welche „[...] einerseits individuelles und flexibles Agieren ermöglichen [...], andererseits jedoch klare Regeln im Umgang sowie ein umfangreiches Wissen über ASS auf Seiten der Fachkräfte voraussetzen, da dieses bisher von Autist:innen so noch nicht empfunden wird.“ (Prommersberger, Witzmann 2020, S.81).
Es sollten autismusspezifische Schulungen für Leistungserbringende durch die verantwortlichen Fachgesellschaften, Institutionen etc. verankert werden (vgl. Witzmann & Kunerl 2021). Hierzu sollen Schulungscurricula nach wissenschaftl. Standards und unter Einbezug von Erfahrungswissen von autistischen Menschen/ Angehörigen für unterschiedliche Zielgruppen entwickelt, welche zur Orientierung für freie Träger/Verbände dienen (vgl. ebd).
Zielsetzung: Unter Berücksichtigung des bio-psycho-sozialen Ansatzes der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) (WHO 2001) und des ICF Core-Set ASS für ältere Jugendliche und Erwachsene (>17 Jahre) (vgl. Bölte et al. 2019) sowie der NANDA International, Inc. Terminologie der Pflegediagnosen (Herdman & Kamitsuru 2021) ist das Ziel dieses Projekts die Entwicklung eines ICF-basierten Kompetenzhandbuchs und Schulungskonzeptes zur pflegerischen Versorgung von erwachsenen Menschen im Autismus Spektrum (AS).
Methode: Das Forschungsdesign des Projektvorhabens ist multimethodal aufgebaut, um den Forschungsgegenstand „Pflege und Autismus“ möglichst umfassend perspektivisch abdecken zu können. Multimethodaler Aufbau:
- 1.
- Einbezug eines trialogisch besetzten Expert:innenbeirats,
- 2.
- systematischen Literaturrecherche inkl. Aufbereitung und Auswertung,
- 3.
- den Einbezug qualitativer Forschungsmethoden,
- 4.
- Entwicklung und Erprobung eines Schulungskonzeptes.
Ergebnisse: Als Projektergebnisse werden die Erarbeitungen von setting-spezifischen Arbeitsgruppen auf Basis eines partizipativen, multiprofessionellen Ansatzes (inkl. Peer Beteiligung) sowie Teile des ICF-basiertes Kompetenzhandbuch und die ersten Erfahrungen des Schulungskonzepts zum Wissenstransfer vorgestellt.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Menschen mit ASS und deren Einschränkungen werden gewöhnlich in med.-psychiatr. Kategorisierungen in Deutschland in der ICD-10 beschrieben. Dieser Ansatz liefert allerdings wenig Informationen über Auswirkungen auf die Dimensionen des alltäglichen Lebens, auf die Fähigkeiten und welche Implikationen sich aus diesem Zusammenspiel an Barrieren/ Behinderung ergeben. Auch können aus den diagnostischen Kriterien keine erforderlichen Pflegeinterventionen abgeleitet werden, welche als Kompetenzen in der Pflege von autistischen Menschen erforderlich sind. Durch dieses Projekt soll dies in die Praxis transferiert werden.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Entwicklung eines ICF-basierten Kompetenzhandbuch zur pflegerischen Versorgung von erwachsenen Menschen mit ASS; Fördernummer: 1/110002800