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‚Systematizing the reasons why‘: Entwicklung eines Instruments zur standardisierten Abfrage von Beweggründen für die weniger-akute Vorstellung in der Notaufnahme
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Hohe Patient*innenzahlen in Notaufnahmen sind ein globales Phänomen, das nicht nur Ressourcen bindet und das Personal belastet, sondern auch die Qualität der Versorgung gefährden kann. Aus Versorgungsperspektive sind die Gründe für weniger-akute Konsultationen oft unklar und bedürfen einer detaillierten Untersuchung, um effektive Lösungen zu entwickeln. In der Versorgungsforschung werden die Gründe seit einigen Jahren qualitativ exploriert und quantitativ erfasst, allerdings fehlt ein generalisiertes Instrument, das die Vergleichbarkeit der Daten ermöglicht.
Zielsetzung: Vorstellung eines Prozesses zur Entwicklung eines validen Instrumentes für die standardisierte Abfrage von Beweggründen bei weniger-akuter Vorstellung in der Notaufnahme.
Methode: Der Prozess umfasst 4 Schritte der Itementwicklung:
- 1.
- Systematische Literaturrecherche und Kodierung im Forschungsteam;
- 2.
- Bewertung der Inhalts- und Konstruktvalidität sowie Verständlichkeit durch ein Expert*innenpanel;
- 3.
- Erstellung eines Itementwurfs und anonyme Befragung von volljährigen Patient*innen in Wartebereichen von Notaufnahmen und deren Auswertung (n=100); 4) Kognitive Interviews mit Patient*innen (n=10) und Finalisierung des Items.
Ergebnisse: Die Schritte 1 bis 3 des Prozesses sind fast vollständig durchlaufen und die folgenden Ergebnisse wurden erzielt: Es konnten 52 Einzelstudien identifiziert werden, aus denen 669 Einzelitems extrahiert und von drei Forscher*innen mit einer Reliabilitätsübereinstimmung von 81% kodiert wurden. Die Kodierung ergab 8 Haupt- und 67 Subdimensionen für die in der Literatur beschriebenen Gründe. Die Bewertung des Itempools durch ein Expert*innenpanel ergab sehr gute bis akzeptable Werte für die Validität der Hauptdimensionen (Mittelwert der durchschnittlichen Skaleninhaltsvaliditätsindizes der Hauptdimensionen 0.9; SD=0.1) und bot eine valide Grundlage für die Itemreduktion und Validierung der Itemstruktur in Haupt- und Subdimensionen. Erste Ergebnisse aus der laufenden Patient*innenbefragung (n=62) bestätigen die Konstruktvalidität (Bewertung der Vollständigkeit des Items auf einer 4er-Likert-Skala im Mittel 3.3; SD 0.7) und Verständlichkeit des Items (Mittelwert 3.6; SD 0.6). Eine statistische Strukturprüfung auf Dimensionalität steht noch aus, ebenso die kognitiven Patient*innen-Interviews und die Itemfinalisierung.
Implikationen für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Das vorgeschlagene Vorgehen orientiert sich an bestehenden Ansätzen zur Skalenentwicklung und -validierung und bietet die Möglichkeit, zu einer validen Instrumentenentwicklung zu gelangen. Für die Praxis könnte die Erfassung von Gründen, die über Zeiträume und Versorgungskontexte hinweg vergleichbar sind, helfen, die Inanspruchnahme zu kontextualisieren sowie Interventionen und ihre Wirksamkeit zu begleiten.