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Individualisierung des Pflegeprozesses als Antwort auf den Fachkräftemangel: Projekterfahrungen zur Umsetzung des Personalbemessungsinstruments nach § 113c SGB XI basierend auf der Rothgang-Studie
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Die gesetzlich verpflichtende Implementierung eines kompetenzbasierten Personaleinsatzkonzepts erfolgt entsprechend des § 113c SGB XI auf Basis der Erkenntnisse der Rothgang-Studie. Somit werden die Einrichtungen der stat. Altenhilfe mit beträchtlichen Herausforderungen konfrontiert (vgl. Hölscher et al. 2023). Rothgang (2020) beschreibt, dass insbesondere „die Aufgabenverteilung der Pflege entsprechend der Kompetenzorientierung durch unterschiedliche Qualifikationsniveaus [.] die Aufgabenfelder von beruflich Pflegenden neu [definiert]“ (ebd.). Dies zieht Maßnahmen in den Bereichen Personal- und Changemanagement sowie Organisationsentwicklung nach sich. Die Hochschule München leistet im Rahmen des Kooperationsprojekts wissenschaftliche Unterstützung bei Entwicklung, Einführung und Bewertung dieser Maßnahme bei einem Träger der stat. Altenhilfe (vgl. ebd.)
Zielsetzung: Die Kooperationseinrichtungen sollen unter der Berücksichtigung wissenschaftlicher Aspekte in den Projektphasen von der Initialanalyse bis hin zur ganzheitlichen Evaluation des Einführungsprozesses begleitet werden (vgl. ebd.).
Methode: Es wurde ein multimethodaler Ansatz gewählt, unter Einbeziehung syst. Literaturrecherchen, Dokumentenanalysen, Fokusgruppen, tn. Beobachtungen sowie Befragungen von Personal und Bewohner:innen. Basierend darauf wurde ein Konzept entwickelt und in Pilotprojekten umgesetzt, wobei begleitende Workshops und Interviews die Evaluation und Abstimmung des Ansatzes unterstützten. Schließlich wird der Transfer des Konzepts in den regulären Betrieb der Kooperationseinrichtungen begleitet, einschließlich einer fortlaufenden Evaluierung des gesamten Implementierungsprozesses.
Ergebnisse: Das Pflegekonzept wurde unter Berücksichtigung der Schwerpunkte Kultur und Werte, Pflegeorganisation sowie Personalentwicklung erarbeitet. Die Vertiefung der Biografiearbeit und Einführung palliativer Fallbesprechungen zielen darauf ab, die Pflegequalität zu verbessern. Parallel unterstützt ein neu etabliertes Mentorenprogramm den Onboarding-Prozess. Ein beziehungsorientiertes Pflegekonzept mit der Grundhaltung der „Six Senses“ von Nolan et al. (2012) wird implementiert, Rollenprofile werden klar definiert und fortlaufend entwickelt.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die bundesweite Einführung eines kompetenzbasierten Personalbemessungsinstruments ist für Träger stat. Altenpflegeeinrichtungen verbindlich. Gleichzeitig komplizieren demografische Veränderungen und ein zunehmend spürbarer Fachkräftemangel die Stabilisierung und Entwicklung der Pflegequalität in der Altenhilfe. Vor diesem Hintergrund erweist sich das kooperative Forschungsprojekt als essenziell, um unter den gegebenen Bedingungen und gesetzlichen Neuregelungen handlungsfähig zu bleiben. Andere Einrichtungen und Träger in der stat. Altenpflege können die Einführung basierend auf den Ergebnissen und Erfahrungen dieses Projekts planen, umsetzen und bewerten (vgl. Hölscher et al. 2023).
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Entwicklung und Umsetzung eines kompetenzorientierten Implementierungskonzeptes zur Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität auf Basis der Rothgang-Studie (2020) mit einem Träger der Altenhilfe; Fördernummer: G43c-G8300-2022/8144-3