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Strategien für die Rekrutierung und langfristige Bindung von akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen in den USA und Belgien: Möglichkeiten für die stationäre Versorgung in Deutschland?
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Pflegefachpersonen mit mind. Bachelorabschluss erhöhen die Qualität und Sicherheit der Patient*innenversorgung. In Ländern wie den USA und Belgien setzen Krankenhäuser und politische Akteur*innen auf gezielte Strategien, um diese Fachkräfte zu gewinnen und sie langfristig in der Versorgung zu binden. In Deutschland gibt es nur vereinzelte Maßnahmen mit diesen Zielen auf Krankenhausebene. Daher gilt es aus internationalen Erfahrungen zu lernen, um passende Handlungsstrategien für Deutschland abzuleiten.
Zielsetzung: Das Ziel dieser Untersuchung ist es, Strategien zur Rekrutierung und Bindung von Pflegefachpersonen mit mind. Bachelorabschluss in den USA und Belgien zu identifizieren und zu vergleichen. Die Forschungsfragen sind:
- 1.
- Welche spezifischen Ansätze werden in diesen Ländern angewendet?
- 2.
- Welche Herausforderungen und Erfolge sind im Zuge dieser Maßnahmen zu verzeichnen?
- 3.
- Welche Empfehlungen lassen sich aus diesen Erkenntnissen für Deutschland ableiten?
Methode: Im Rahmen der BSN4Hospital Studie wurden im Januar und Februar 2024 semistrukturierte Expert*inneninterviews mit Akteur*innen aus der Politik, der Forschung sowie Pflegedirektor*innen von Krankenhäusern aus den USA und Belgien online durchgeführt. Auswahlkriterium der Länder war die Koexistenz von akademischen und nicht-akademischen Berufsabschlüssen in der Pflege sowie die langjährige Erfahrung damit. Die Interviews wurden vollständig transkribiert. Derzeit erfolgt die qualitative Inhaltsanalyse durch die Forschergruppe mittels der Software MAXQDA.
Ergebnisse: Bislang wurden 12 Expert*innen interviewt (Belgien n=7, USA n=5; durchschnittliche Erfahrung zum Thema 10,1 Jahre). Wichtige genannte Rekrutierungsstrategien sind: Übernahme der Studienkosten für (Quer-)Einsteiger*innen und studieninteressierte Pflegefachpersonen; spezifische Stellenausschreibungen (inkl. Gehalt, Entwicklungschancen, Aufgabenbeschreibung) entsprechend der gesuchten Qualifikation und Position; Erhöhung von Attraktivität und Image des Pflegeberufs sowie Ruf des Krankenhauses („Image-Kampagne“). Wirksame Strategien zur langfristigen Mitarbeiter*innenbindung umfassen insbesondere Onboarding- und Mentoring-Programme, Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung, die Beförderung in Führungspositionen sowie gut strukturierte Arbeitsabläufe, die auf klar definierten Kompetenzen basieren. Aktuelle Herausforderungen bestehen darin, dass klare und einheitliche nationale Pläne für Rekrutierungs- und Bindungsstrategien fehlen. Eine wichtige Handlungsempfehlung für Deutschland ist die politische Partizipation der Pflege(-wissenschaft) in Entscheidungsgremien.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Expert*innen aus Belgien und den USA bestätigen die Bedeutung der Rekrutierung und Bindung akademisch ausgebildeter Pflegefachpersonen für eine verbesserte Patient*innenversorgung. Um dies zu erreichen, war und ist der Einsatz vielfältiger Strategien notwendig. Die Anwendung gezielter Strategien auf institutioneller und politischer Ebene könnte auch in Deutschland dazu beitragen, die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern und Pflegefachpersonen mit Hochschulabschluss in der direkten Patientenversorgung besser zu integrieren.
Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung; Projektname: BSN4Hospital: Arbeitszufriedenheit und Verbleibmotivation von akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen in deutschen Krankenhäusern; Fördernummer: 01GY2004